st*rxlub presents

J. Pichelmayer

 

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GESCHICHTE EINES VERLORENEN (S`Glück is a Vogerl)

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I.

 

Der Himmel war grau durchzogen.

Die Autos rauschten. In der Ferne hörte man das Folgetonhorn eines

Rettungswagens.

 

`Lalü` `Lalü`...

 

Werner war in sonderbarer Stimmung.

 

Melanie hatte das Frühstück wortkarg serviert, die Kinder versorgt

und war schon verschwunden als W. aufstand.

 

"Wie die Probe heut`sein wird?" fragte er sich.

Werner war Sänger.

In letzter Zeit brauten sich wieder Wolken zusammen.

Die Arbeit anstrengend, die Stimme müde, die

Kinder und die Beziehung am Limit des Erträglichen.

 

"Wird schon wieder, wird schon wieder, meine Zeit kommt noch!"

 

W. trank seinen Mocca und seinen Gesundheitstee, schmiß sich

in den Anzug und ging in die Oper.

 

Melanie hingegen war schon um 1o vor 10 an ihrem Arbeitsplatz, der

Salzburg-Commercial Inc. und schaute ihre Post durch.

Eine erfreuliche Abschlagszahlung war gekommen, trotzdem

gingen ihr die Gleichgewichtsstörungen nicht aus dem Kopf.

 

Werner blickte während des Gehens mehrmals auf die Uhr.

Er hatte dabei schon bestimmte Stationen, egal ob zu Fuß oder

im Auto.

"In 7 Minuten sollte ich dort und dort sein....", oder "Die ewige

Hetze", obwohl er gar nicht genau wußte, für wen er dieses Zeit-.

druckspiel absolvierte.

Er war jetzt schon in der Nähe der Staatsoper. Sein Oldtimer hielt

Ausschau nach einem Parkplatz.

 

2

 

 

 

"Zum letzten Liebesmahle-geleitet Tag für Tag-gleich ob zum

letzten Male es heut`uns.........."?

 

"Schon ganz schön meine Herren, aber die Intonation höher , höher

meine Herren, vor allem das C, ganz wichtig für den Akkord.

Und "zum" betonen, auftaktiger, verstehen Sie"? "Und jetzt nur die

zweiten Tenöre"!

 

"Was Melanie wohl gerade macht"?

 

"Was ist los?? Singen Sie!"

Der Chorleiter blies sich auf, und sah plötzlich wie ein Raubtier

aus, das noch nicht gefrühstückt hatte.

 

-didi...damm, didi damm-

"Zum letzten Liebesmale, es heut`uns letzen mag..."

 

"Fürchterlich, letztklassig! Nicht so hell, viel dunkler. Und rechtzeitig

weitergeh`n bei den 1/8n, sonst sind Sie hinter dem Orchester, und

nicht am Schlag. So noch einmal, tutti. Kommen Sie, kommen Sie".

 

"-didi...damm, didi damm-zum letzten Liebesmale, es heut`uns letzen

mag-didi damm-gleich ob zum letzten Male, es heut`uns letzen mag-didi..damm, didi damm..."

 

 

 

Werner war mit der Probe fertig und überlegte was er mit dem Rest der

Zeit anfangen sollte.

 

In der Kantine war nicht viel los, ein paar lemuristische Clowns

saßen herum. Die Serviererin rauchte Smart-Export.

 

 

"So kann das nicht weitergeh`n", dachte W., "ich muß mein Leben

in Ordnung bringen, irgendwie verändern".

 

 

 

3

 

 

 

Melanie hingegen war ganz in Gedanken, und bums fiel der Brieföffner auf den Boden.

 

"Frau Michelteuer"......."Frau Mii...chelteuer!"

 

Was ist jetzt schon wieder ?

 

"Ich brauch` Sie dringend. Wir müssen den Computer unbedingt umstellen."

"So geht das nicht. Man kann die Rechnungen schon wieder nicht ausdrucken."

 

 

Irgendwann bring`ich Sie um, und dann geh`ich.

 

"Sie wissen doch Frau Tomaschok, zuerst die kleine gelbe Taste

und dann `print`drücken", sagte Melanie betont ruhig, um nicht die Nerven zu verlieren.

 

 

 

Zuhause angekommen war Melanie fix und fertig.

Gerade vom Kindergarten gekommen mit der 4-jährigen am Arm,

müde, hungrig und jetzt noch Einkaufengehn.

 

Das Kind spielte mit dem Klobesen in der Küche.

 

"Ich", dachte Marlene, "was ist ich"?

"Ist das die kleine Stimme in mir, die mit dem Besen spielen

will, oder die andere, die sagt: Vorsicht! Verboten!"

 

"Marlene! Leg`das sofort ins Klo zurück, sonst flippt Mamma

komplett aus ".

 

Melanie legte den Besen zurück und genehmigte sich in der

Küche ein Viertel Rot. Zur Belohnung.

 

Von Billa, Sonderangebot, Trebbiano, öS 29,90.

 

 

4

 

 

 

 

W.`s Laune besserte sich. "Nach dieser öden Probe hab`ich ja noch

ein Date", ein paar Achteln im Augustinerkeller, und kein Termin

morgen Früh`.

 

"Was wohl mit Melanie los ist"? Weniger und weniger sprach Sie mit

ihm. Kunststück, - bei der vielen Arbeit und den Kindern.

 

Immer diese Überlebensmaschinerie. Kein Urlaub und wenig Aussichten

auf Veränderung. Wer wird da nicht trübsinnig"?

 

Er gab sich die Schuld an dieser Misere, da er unsicher war, und zu wenig zu verdiente.

 

 

"Nua a Geld, nua a Geld is` des Schenste auf da Wö`d".

 

 

In Wahrheit war Melanie`s Krankheit, brachial, wie eine Atombombe

in ihr Leben, in ihre Beziehung eingeschlagen und tickte nun vor

sich hin.

 

Beide versuchten es zu verdrängen. W. auf jeden Fall.

 

 

"Ich muß einfach einen Hit landen, mit einem Schlag ausbrechen".

 

"Ja, ja, träum` Du nur weiter".

 

Dann fiel ihm der Augustinerkeller

wieder ein, und seine Stimmung hob sich.

 

Er achtete nicht auf den Mann im schwarzen Anzug, der ihm schon

den ganzen Tag gefolgt war.

 

 

 

 

 

 

5

 

 

 

W. dachte an den Traum den er gestern Nacht gehabt hatte.

Er bezeichnete ihn als "Parabel" des Lebens:

 

 

Man stelle sich vor, das Leben ist ein großes Läuferoval mit ziemlich

vielen Bahnen.

Täglich kommen neue Läufer dazu. Alle ziehen

ihre Runden.

Die Älteren müssen schon sehr "Gas" geben um

mitzuhalten zu können.

Die Jüngeren glauben ihre Kraft hält ewig, und

die ganz Alten werden, weil sie nicht mehr so können, wie sie

wollen, an der Ovalinnenseite zerrieben......,

und als Dünger wieder in den Gesamtprozeß eingegliedert.

 

 

So what!.................Basta!

 

 

 

Gedankenverloren ging W. Richtung Stadtheurigen.

 

 

"Sitze hier und starre dumpf.

Kann nicht sagen was ich will......

Viel Geschwindigkeit im Kopf,

1000 Meilen weg von hier.

Möchte rasten , möchte ruhn,

liege still und starre stumpf."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6

 

 

II.

 

 

"Zuerst war da nur Stille und absolute, einengende Dunkelheit, 5, 6, 7, 8

 

........wer bin ich?"

 

Jäh fuhr mir der Schmerz von der

Magendecke aufwärts, und verdichtete sich zu einem Kloß in der Kehlkopfgegend, der wiederum zu einem heftigen Würgen führte.

 

Schemenhaft zeichneten sich die Umrisse eines quadratischen Raumes ab.

 

Was ist das ? 5, 6, 7, 8....Bett?

 

"Aaaaaaaaaaaaaahh! mmmh mmh mh mh ..............

Uaaaaaaaahhh! "

 

 

Der Schrei drang durch den Raum, wie ein Küchenmesser.

 

Panikartig wollte ich mich bewegen und heiß rieselte es vom Haupthirn

her durch meinen Körper : Du bist festgeschnallt, angezurrt, wie

auf der Schlachtbank, und in Sekundenschnelle :

 

"Endstation, alles aussteigen, das war`s dann",

 

"Scheiße ich will leben.....",

doch die Angst hatte meinen Mund versiegelt.

 

 

Mamma

 

 

....deine blauen Augen mach`n mich so sentimental,

soo blaue A u g e n............wenn ich dich so anschau

wird mir alles and`re egal,

so blaue A u g e n...........

 

 

7

 

 

 

"Herrr Ingeniör", sagte plötzlich die Stimme, "Herr Ingeniör,

wir müssen reden, die Unterlagen..........mhmh mh mh,

Wo sind die Unterlagen...............wir müssen telefonieren Herr Ingeniör,

..................mh mh mh, sabber".

 

Hmmh ?

 

Einen Meter neben mir erkannte ich ein überdimensionales Gestell, in dessen Seilen ein Mensch mittleren Alters hing,

- der Bürgermeister der Stadt Bruck, 40000 Einwohner, wie sich später herausstellte, - der, eben hier und jetzt, `seinen` Ingeniör suchte.

Fassungslos und verzweifelt.

 

Na ja.

 

"O.k. o.k. 5, 6, 7, 8, also eine Versuchsanstalt des K G B , oder

Frankenstein und Dr. Mabuse.

Was mache ich nur wenn sie mit der Spritze kommen ?"

 

"Wie komm` ich überhaupt hierher ? Und wo zum Geier bin ich ?

Und warum bin ich gefesselt ?"

 

Mein Kopf dröhnte mittlerweile, und ich fühlte mich kraftlos.

Nicht einmal die Hände konnte ich bewegen, ganz zu

schweigen von meinen Gummifüssen.

 

"Wo bin ich - wo bin ich ?"

 

Dann wieder die Stimme :

 

"Herr Ingeniör! Herr Ingeniör! Wir müssen telefonieren, wir müssen

die Unterschrift noch einmal überprüfen!....hhh....sl sl"

 

Das Zimmer war stumm wie die Dunkelheit die mich umgab.

Selbst aus den großen vergitterten Fenstern drang kein Licht. Es war

Neumond. Ein Leib keuchte neben mir im Schlaf, und das Zimmer war voll von Schweißgerüchen und sonstigen Körperausdünstungen.

Also versuchte ich es mit autogenem Training.

 

 

8

 

 

Zur gleichen Zeit saß Franz Steiner in einer Badewanne und

lallte.

Steiner war Schauspieler und hatte gerade eine Überdosis

Schlaftabletten in sich , die er lallend und verworren von sich

gab.

Er war sehr sensibel, und ein genialer Künstler , Nestroy etc.

Ihn hatte eine Kritik in den Abgrund gerissen. So ins Herz

getroffen, daß er sich mit Tabletten vollstopfen mußte, um

sein Gesicht zu wahren.

 

Vor sich selbst, vor allem.

 

Das Erbrochene verschmierte sich auf seinem Schlafanzug

 

Er sah sehr arm und alt aus, dieser Franz Steiner, an diesem

Abend- fast - fast wie der ewige Jude, oder Franz Josef I.

nach Mayerling, viel Leid und Resignation in seinem Gesicht.

 

Und doch hat auch er die Geschlossene überlebt, ist wieder

auferstiegen, hat sich erfangen, und ist entkommen.

 

Natürlich war er prominent, das hilft in solchen Etablisments.

 

Jedenfalls hat es ihn später wiedergegeben, in Radio und

Fernsehen.

 

Das ist eindeutig belegt, -besiegelt quasi- und sehr erfreulich.

 

 

 

 

 

 

Eine Stimme ließ mich hochschrecken.

 

" Und jetzt heb ma schen des Popscherl. Ja, so is richtig. Hamma an Stuhl g`habt? Brav, des Sackerl is ganz voll.

Jetzt no Fiebermessen und die

Bettwäsch wechseln, Herr Bürgermeister, dann samma scho fertich und Sie kennan si wida ausruhn bis die Oberschwesta Maria kommt."

 

9

 

 

Oberschwester ?

Aha Oberschwester ! Doch eher ein Spital. Gott sei`s gedankt.

Das kann sich ja nur noch um Minuten handeln....

 

Ein blauweiß gekleidetes Etwas mit Schwesternhäubchen, ´azte`

und versorgte den Bürgermeister neben mir.

Er lag in einem Gitterbett, und ich war angeschnallt an Händen

und Füssen.

Dazwischen eine ? , vermeintliche Krankenschwester, die das

Design unseres gemütlichen Doppelzimmers abrundete.

Sie wandte sich an mich.

 

"Und sie junger Mann gehts scho bessa? Wie schaut`s aus mit der Temperatur?

Ja, ja des Dreckszeug , soviel junge Menschen ham do scho dran glauben miasn!

Aba Sie, hamma gott sei Dank, rechtzeitig gfundn."

"Jetzt schnall i Sie dann los, aba schen brav sein. Net rabbiat wern.

Dann gehts zur Morgenandacht zur Obaschwesta Maria."

 

Sie sagte es so, als kätte ich den Haupttreffer in der

Klassenlotterie gemacht.

 

In Wahrheit hieß es : `Next station Gettisburgh`.

 

 

 

 

Ein riesiger neonbeleuchteter Saal glotzte mich an.

 

In ihm ungefähr 20 offene Spitalsbetten. 10 an jeder Wand.

Und am Kopfende eine Reihe von sabbernden zitternden Männern.

 

Manche verschlafen, einige wie Muckenstrunz und Bamschabl, gemischt

mit ein bischen Rocky Horror Picture Show.

Andere hatten Privatkleidung.

Die meisten waren in einem Einheitsanstaltspyjama, und standen,

wie beim Militär, aufgefädelt zum Rapport.

 

 

 

10

 

 

Ich wurde in eine Reihe gestoßen und schon betrat Maria Mater Dolorosa, besser gesagt, ihre böse Gegenreinkarnation den Saal.

 

1 Meter 49 gross, scharfe Habichtsnase,

Seargentmajor-haltungsmodell.

 

`Die mit einem einzementierten Stock im Rücken-Erwachsenenhaltung`.

Flankiert von zwei bösartigen Ringertypen, aba jenseits der 2 Meter Grenze, steht Sie vor uns. Ganz wie Napoleon.

 

Bewaffnet mit einem Plastikeimer inklusive Klobesen. So schreitet

Sie wie ein Feldwebel die greinende, sabbernde Menge ab, gibt jedem eine Ladung Weihwasser und ein Luziferkreuzzeichen.

 

Schaut grimmig, lieblich, und schwebt davon.............

 

 

Zurück im Zimmer war`s mir auch nicht leichter .

Obwohl ich an und für sich bemüht war die Dinge positiv zu sehen.

Nur gab es da zu viele Fragezeichen

Die Schrecksekunden der vorigen Nacht und der

Morgenparade saßen mir noch in den Knochen.

Und dann diese sympatischen Chipendale-Jungs ,die hatten mich wirklich beeindruckt.

 

Kopfgröße Vogelei, wie Crash-Test-Dummies, dumpfer leicht apatischer Gesichtsausdruck, Lizenz zum Töten mindestens.

Das Vogelei war auf einem fleisch-und muskelbepackten

Zweimeterschrank plaziert. Echt goldig.

 

Während ich mir überlegte, wie viele von den behaarten Fleischriesen

hier herumschwirren, und wie ich einen von ihnen - ha ha ha - ausknocken könnte, machte sich mein Zimmergenosse wieder bemerkbar.

 

Er hatte sportlichen Haarschnitt, leicht ergrautes Haar, gepaart mit einem energischen Gesichtsausdruck.

Buschige Augenbrauen , ca. 1.80 groß und durchtrainiert,

wirkte er wie ein gesunder Mitt-Sechziger. Ein bischen wie KIRK DOUGLAS .

 

 

11

 

 

 

Dynamisch vertrauensvoll, wirkte er, wenn er ruhig war. Ein richtiger

Landesvater , wären da nicht die Augen gewesen.

Total gebrochen, verstört , irritiert, unruhig .

 

Der Mann hatte dem Teufel ins Auge geschaut oder den Weltuntergang erlebt.

Nie mehr würde der so werden wie vorher.

Das war klar, logo, wenn mir auch sonst nichts klar war.

 

Da lag er nun.

 

Er grunzte und sabberte, schmatzte und gurrte immer heftiger,

als die Tür aufging und das Frühstück hereingeschoben wurde.

Diesmal kein blauweißer Pinguin, sondern eine grünliche Ausgabe. In normaler Körpergröße und Sahnehäubchen Die Putz- und Verpflegungsbrigarde, wie sich später herausstellte.

 

Ich bekam Eichelkaffee vorgesetzt. Grauenvoll.

Dafür aber mit ofenfrischen Semmeln und Butter und Marmelade.

 

Dem Bürgermeister servierte man Tee mit Frankfurter.

 

Alle waren glücklich und der Essensdienst rauschte wieder ab.

 

Ich widmete mich meinem Frühstück,

während mein Zimmernachbar seine Würstchen mit Tee und Senf

genoß. Das heißt, er benetzte sie mit Tee und Senf, bevor er sie

in den Mund steckte.

 

Später, damit niemand auf dumme Gedanken kam, schickte man uns den Tablettendienst.

 

Jeder Patient hatte eine längliche, 5 Zentimeter breite Plastikschatulle zugeordnet.

Oben durchsichtig, 4 Kammern, für Früh, Morgen, Mittag und Abend, gefüllt mit vielen bunten

Kügelchen, die jeder verzehren mußte, und keiner wagte zu widersprechen. Wohl in Gedanken an die Chipendales.

 

 

12

 

Ich schluckte brav meine weißen Bomber und 10 Minuten

später waren wir brav wie die Engel, und schliefen traumlos unseren wohldosierten Schlaf.

Zimmer 1c war befriedet.

 

 

 

Am nächsten Tag, nach Morgenappell und Frühstück, machte ich

Bekanntschaft mit ein paar weiteren Heilmethoden der Klinik.

Mit dem "Jörg", zum Beispiel.

Ein großer, hübscher junger Mann,

dem das Schicksal eigentlich nur den Streich spielte,

daß er in der Maria-Zeller Waldgegend aufwuchs, und in der

Pubertät seinen drückenden Sexualtrieb nicht befriedigen konnte,

da auf 40 Burschen 2 Mädels kamen, und er ergo im Wirtshaus

Weingläser auffraß, um seinen Druck ein bißchen zu lindern.

 

Auf der Station jagten sie ihm, dem Naturburschen, 1000e Volt

mehrmals durch den Körper, um ihm diese Unart abzugewöhnen.

 

Als wir zusammentrafen, war er schon ziemlich lädiert.

Trotzdem versuchte ich ihn wieder ein bißchen zurückzuholen,

denn er war so normal oder abnormal wie jeder Mitteleuropäer,.

...........und sehr liebenswert.

 

Aber liebenswert zu sein, beinhaltet keine Garantie für ein gesundes,

glückliches Leben. Das demonstrierten sie uns in der `Klinik`

eindringlich.

 

Es war wie in der Klassenlotterie.

 

 

 

 

 

Stunden später - freundliches Sonnenlicht durchflutet das Zimmer -

treibt mich starker Harndrang zum Aufstehen.

Benommen richte ich mich auf, der Bürgermeister schläft noch, hat

wahrscheinlich die bessere Harnblase, steige auf die Füsse und suche

das bestimmte Örtchen.

 

 

13

 

Die Tür ist nicht verschlossen, und ich komme

in ein großes Vorzimmer mit häßlicher Anstaltsausstattung.

Dann bei der nächsten Tür, Peng, habe ich mir auch schon den Kopf angeschlagen. Fest und schmerzhaft.

Ich nehme die nächste Türklinke in die Hand, und Bingo, ich habs geschafft.

Vertrauter Uringeruch, gemischt mit Lysoform und billigem Haarshampoo schlägt mir entgegen.

Der Harndrang, wie meist kurz vor dem Ziel, treibt mich weiter.

 

Endlich , nach einer Reihe von Waschbecken und steril

verfließten Krankenhauswänden, sehe ich die Pissmuscheln, Verzeihung die `Ürünuars`.

Ich packe meinen Piller aus, und will mein Geschäft verrichten,

als ein gedämpftes Wimmern meinen Strahl unterbricht.

 

`Mmh, mmh huuh huuh huh mmh mmh.......................`

 

`Jo ! Du bist a Schweindl, a echte Drecksau! Jetzt host das no imma

net glearnt Trottl depata, bist scho 45 und scheißt di in die Hosn.

Aba i learn das scho no, i learn das scho no. Jedesmal spritz i di o

mitn Schlauch- eiskolt- bis das das lernst, du Depp.`

 

`Mmh mmh ah.......................`

 

Obwohl ich vollkommen verängstigt bin, treibt mich die Neugier weiter :

 

Vor mir , mit dem Kopf zur Wand, fertig zur Exekution, steht ein etwas

dickerer, gutmütig wirkender Herr mittleren Alters. Wimmernd in

kotverschmierten Anstaltshosen und nacktem Oberkörper.

 

Hinter ihm, bewaffnet mit einem Gartenschlauch, ein weißgekleideter

Mittel-Chipendale, der sein Opfer mit verzücktem Gesichtsausdruck,

von oben bis unten abspritzte.

 

"I muas des mochn, der braucht des`, rechtfertigte sich der Chipen-

dale. Imma scheißt da si on. I glaub des mocht da z`Fleiß. Jetzt

muaß i i`n scho wida wasch`n, füar die Visit"

 

Österreich ist eine demokratisch gewählte Republik, die Seele

in jedem Körper ist frei !.

 

14

 

 

"Mmh,mmh hu hu.................................."

 

Dieser nette ältere Herr, ich werde ihn A L F O N S nennen, hatte

also besagten Artikel des Staatsvertrages nicht gelesen, ansonsten

hätte er sich anderen Tätigkeiten gewidmet.

Und nicht Freikörperbadezimmerkneippkuren mitgemacht.

 

Wobei noch anzumerken ist, daß sein Trainer, der Chipendale also, übersehen hatte, daß die unregelmäßig intakte Schließmuskelfunktion

seines Klienten vom übermäßigen Verzehr von Psychopharmakabombern

herrühren könnte, oder von der Suche nach Zuneigung und Anerkennung.

Eventuell.

 

Zurück in meinem Appartement, die Gedanken noch bei Alfons, ging ein

Raunen durchs Gemäuer, wie vor einem großen Sturm.

Der Sturm hieß C H E F V I S I T E !

 

Und dann kamen sie . Wie bei einem Luftangriff, schwirrten sie ein.

Man spürte es, noch bevor es passiert war.

 

Zuerst die Vorhut, dann die Verbindungsoffiziere.

Etwas später das Gros, der Haupttroß, mit den `Göttern in weiß.`

Und zu guter letzt` die Nachhut.

 

Der KGB war eine Kindersingschule dagegen!

Die hier hatten wirklich Macht. Ich mein` nicht nur ein bißchen,

sondern M a c h t .

Die im Zentrum , in weiß. Besonders der eine mit dem kahlen

Kopf und der goldgefaßten Brille. Das war der Chefff. Der unum-

schränkte Herrscher.

Herr über Leben und Tod, über Glück und Unglück,

über Sein oder `Irgendwie-Sein`.

Es ging eine Aura, eine Strahlung von ihm aus.

Man wußte sofort, woran man war.

"Lieber Jesus ich bin klein, laß auch mich dein

Kindchen sein".

 

Dieser Mann strahlte Schuldgefühle aus, wie ein Radiosender

Wellen. In höchster Vollendung. Und er gab einem tiefe Einblicke

in die Grausamkeit der menschlichen Seele.

 

15

 

Und bevor man noch nachdenken konnte, über die Schuldgefühle,

hatte man sie am ganzen Körper, und fühlte sich schuldig, abhängig und klein.

 

"Ja ich weiß, ich bin fehlerhaft. Ich werde mich bessern Papa,

bestimmt. Nicht böse werden, ich werd` nie wieder schlimm sein."

 

Solche und ähnliche Assosationen rief dieser Mann in einem ab.

Herr über 200 Betten, über 30 Leute Personal, über 3000 m2 Areal

und 200 arme Seelen, die ihm und seiner "Maschinerie" ausgeliefert

waren, voller Verzweiflung und Angst.

 

Gerichtssachverständiger Gesellschaftsobenmann, ein `at the top hero`.

Ein Großlimousinenfahrender-Industrietycoon, getarnt

als Psychatriepapst. Das war er, dieser Scharlatan.

 

"Links, zwo drei vier, in der Wüste ist es heiß,

links, zwo drei vier, in der Wüste ist es heiß "

 

Dann wurde die Tafel mit den Daten vorgezeigt.

 

"No , wie geht`s denn heut ? Mh, na ja wer ma die Therapie no

verstärken, gelt. Jo, na des wird scho."

 

Tiefer, kurzer Blick auf die Krankentafel.

Dann weiter, nächstes Bett.

 

So geht es dahin, kein Zwischenfall heute, und die `Visite`

ist verschwunden, so schnell, wie sie gekommen ist.

 

Das Gefühl der Ohnmacht bleibt zurück, irgendwie.

Später hat man sich wieder beruhigt, ißt seine Pillen, spielt ein

bißchen Karten, und sagt sich : Alles halb so schlimm.

Um 22 Uhr zur Sperrstund`, gehen alle brav ins Bett.

Es ist so ruhig wie am Friedhof.

 

 

 

 

 

 

 

16

 

 

 

 

plötzlich

 

 

"Patsch, patsch, patsch, patsch"

 

"Du wirst die heut net hamdrahn, wenn i no 10 Minut`n im

Dienst bin".

 

Der große Pfleger watschte den Patienten in `Wildwestmanier` ab.

Der Saal schlief, nur das rythmische Klatschen durchbrach

die Stille.

Wie ein Cowboy war er aufgesessen um den Selbstmordgefährdeten

in die Realität zurück zu watsch`nen. Um zu verhindern, daß

dieser in die Bewußtlosigkeit verschwand.

 

"Du Trottl, du bleder wirst ma net die Statistik zammenhaun.

Moch des, wenn mei Kolleg` Dienst hot, net bei mir."

 

10 Mogadon oder 20 Valium-zehner. Genug um abzudampfen jedenfalls,

wenn man den Gratisurlaub in der Geschlossenen nicht mehr

ertrug.

 

Dem Opfer hing die Zunge aus dem Hals, und es röchelte

leicht, während die Schläge auf es einprasselten.

Dann erfasste es heftiges Würgen, und gab in mehreren

Stößen den gesamten Mageninhalt von sich.

 

Gerettet, was kümmert die Nachwelt das Wie und Warum.

 

Der Chipendale stieg befriedigt von seinem Pflegling, um sich

die Hände zu waschen und die Reste des Fluchtversuches zu

beseitigen.

 

"Wara`t jo glocht. Do kantat jo a jeder kuman".

 

 

 

 

 

17

 

 

 

Hilflos in der Hängematte/ die Wünsche dicht, der Kopf wie Watte/

fühlen, fühlst Du..../die Maschine rennt/fährt wie ein Mäher/

egal ob alt or jung, ob reich od` bleich/sägt alles gleich/.....und fesselt

und planiert/ wen Sie erst hat, der wird kastriert/gleich schwarz or tot/

und wie auch immer du dich windest/ du wirst erfasst/

g e s c a n n t

gebraten, skelletiert/ von oben und von unten angestiert/ dann

liegst du da und zappelst käfergleich/ wie Kafka arm/

nur F r a n z ist reich.

 

 

"Sie liebt mich, sie liebt mich nicht........"

 

Ich saß mit Alfons im Tagraum und beobachtete durch das große

vergitterte Fenster die Freiheit draußen, und die rege Tätigkeit einer Eichhörnchenfamilie. Erste Tanne rechts, hinter der Pathologie, gleich vor der 1. Med.

 

"Sie liebt mich, sie liebt mich nicht.........."

 

Seit dem ersten Zusammentreffen, war das die existenzielle

Frage, die mich beschäftigte. Immer dachte ich an Sie. Auch

Alfons war total beeindruckt gewesen.

 

Wie eine Sonne war sie hereingekommen - a blue angel -

von Licht getragen fast, schwebte sie durch die Station,

auf mich zu , um mich in die Arme zu nehmen, zu lieben.

 

Dieser Körper, diese Brüste - die goldenen Locken, hüftlang,

federten bei jedem Schritt. Aus dem Gesicht strahlte Lächeln und

Wärme. Sie kam immer weiter auf mich zu . Freude und Scham

durchströmten mich. Was, was, was , was ? Das ist unmöglich!

Ich kann da nicht gemeint sein, ein Systemfehler, ein Irrtum.

 

 

 

 

18

 

 

Sie stellte sich vor

und setzte sich zu uns. Dabei strömte ihr Lächeln fortwährend

Wärme aus. Mein Gott, hab ich diese Frau geliebt.

 

Wenn man bei ihr saß, war alles klar. Es gab keine Fragen,

keine Fehlentscheidungen, alles war in Ordnung, bestens.

Diese Liebe verwirrte mich total, ich war fast süchtig nach ihr.

Und die Scham bedrängte mich, über meine direkten körperlichen

Empfindungen, sie einfach zu nehmen, sich mit ihr zu vereinigen.

Egal wo, einfach hier und jetzt. Sie war wie ein `Doppel Bonus`, ein Jack Pot. Ein Haupttreffer, d a s g r o ß e L o s.

 

Von jetzt an kam sie jeden Tag.

Sie erinnerte mich an einen Traum, der immer wiederkehrte.

 

 

 

"Srii, srii srii"

 

Das Kind war ausser sich vor Glück,

und versuchte die Katze zu streicheln. Die Katze war lebendig

und bewegte sich, im Gegensatz zu den langweiligen Stofftieren.

 

Das Kind war ein Einzelkind. Er hatte drei Schwestern, die aber wenigstens zehn Jahre älter waren, und blonde, feine, gelockte Haare.

Blaue Augen, leichte X-Füsse und ein hübsches Gesicht.

 

Immer fühlte es sich einsam, außer es waren viele Kinder,

oder seine Großtante da. Obwohl in dem Haushalt eine Köchin,

ein Kindermädchen und seine Eltern lebten.

 

Je älter es wurde, desto mehr trieb es es hinaus. Zu anderen Haushalten, anderen Menschen, immer auf der Suche nach innerem Frieden.

Nach Plätzen oder Personen, die ihm Ruhe gaben, oder wo es sich

zuordnen konnte, wo es ein Z u h a u s e spürte

 

"Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn ich keine

Frühgeburt gewesen wäre", überlegte es.

Jedoch der Makel schien sich immer fester zu manifestieren.

 

 

19

 

 

Der Gesangsverein hatte aufgespielt, für den einzigen

Sohn, Nachfolger des Vaters.

Das Kind wurde zu W., und W. war eher zart, feminin und ängstlich. Was bei den unvermittelten Zornausbrüchen seines überdimensionalen Vaters

kein Wunder war. Aber das verstand W. damals noch nicht und nahm

es als weiteren Beleg seines Versagens.

 

Das Ausgleichsventil dafür wurde die Phantasie, und da war W. äußerst

begabt. Ob als Ritter, Drachentöter oder Revolverheld, W. war

immer der edelste, stärkste und selbstloseste.

Retter aller Schwachen.

Held aller Frauen. Schlauer als alle Bösewichte.

 

 

"Ja, ja", sagte der alte Oberförster, Hugo war sein Name.

Er schwang sich von Kronleuchter zu Kronleuchter,

um seine Perserteppiche zu schützen.

Seine Schwester Käthe saß am Fenster und nähte,

plötzlich stach sie sich in den Finger.........."Ja, ja sagte

der alte Oberförster, Hugo war sein Name...............

 

 

 

 

Die Sonne schien. Es war ein warmer Herbsttag.

Der liebe Gott saß über den Wolken, im fünften Stock, und summte mildtätig vor sich hin.

Die Engelschöre sangen.

 

 

`requiem eternam donna eis domine`

`requiem eternam, requiem eternam`

` ehre sei gott in der höööhe, ehre sei gott, der immer waaar `

 

 

Stiege um Stiege, Stockwerk um Stockwerk stiegen wir hinauf, immer eine Stufe höher . Das wechselnde Licht der vorbeigleitenden

Stiegenhausfenster faszinierte mich, und hatte gleichzeitig etwas

Monotones.

 

 

20

 

 

`Näher mein Gott zu Dir , näher zu Dir.....`

 

Meine beiden Begleiter, hatten chipendaleähnliches Outfit. Wortlos schritten wir aufwärts, immer weiter und weiter.

Mein Jesus oder Himmelvater war ein silbrig gelockter, gut

gekleideter Endfünfziger mit gütigem, gütigstem Gesicht.

 

Mutter Maria,- in aller Wärme , in aller Liebe schaute mich an,

`Na`- gütiger Blick -` des mach ma scho, keine Angst, des wird` scho`.

Noch nie hatte ein Händedruck und ein Blick soviel menschliche

Wärme und Energie ausgedrückt.

 

"Do is a Kriminaler untn, der will umbedingt mit ihm reden ",

meldete der Chipendale mit ein bißchen mehr Sprachgefühl, pflichtbewußt.

 

`Ja, der Patient ist höchst labil, maximal 5 Minuten, in

Beisein des Oberartztes ! Höchstens !`

 

Obwohl ich die Zusammenhänge überhaupt nicht begriffen hatte,

fühlte ich mich gerettet.

Ein riesengroßes Gefühl von Wärme durchflutete meinen Körper.

 

Diese männliche Mutter Maria hatte mich aus den Klauen der `Häscher` befreit, mir praktisch eine Freikarte verschafft.

 

 

 

 

 

"Also Du bist der Werner", sagte sie und

schon war ich selig, ......glücklich.

Sie setzte sich mir gegenüber an den Tisch, im sogenannten Tagraum

und strahlte mich an. Wie ein blonder Engel.

 

"Was tue ich hier bei all` den Irren ?. Angezogen mit einem miesen

Pyjama, während hier der steilste `Zahn`der Station sitzt.

 

Eine Superfrau.

 

 

21

 

 

In sekundenschnelle ratterte mein Großhirn eine Wahrscheinlichkeitsanalyse herunter, ob ich bei ihr punkten könne.

Ich lächelte zurück.

 

"Ja, ich bin der Werner. Und du, was machst du hier ?"

 

"Ich bin die Melitta........Psychologin........,ich schau´ein bis zweimal

die Woche vorbei....... ob ich jemand helfen kann. Autogenes Training,

Gespräche und so".

 

"Mmh", ich starrte sie an................."Kannst du mir sagen wo wir sind,

was das eigentlich hier ist? Ich mein` die weißen Götter, überall Wachen und angebundene Patienten etc."

 

"Ganz einfach, Nervenklinik, geschloßene Abteilung, LKH

 

"Ach so, na dann....".

"Kann ich mal Therapie machen bei dir? Also autogenes Training?"

 

"Klar! Jeden Donnerstag 16 Uhr. Allerdings," sie lächelte, "mit Erlaub-

nis von Oberschwester Maria. Ich werd`mit ihr sprechen."

 

 

 

 

Der Raum war dunkel, aber nicht düster.

"Wir sind alle Hölzer, die in einem Rudel den Fluß runterschwimmen.

Auch du bist ein Teil von ihnen."

 

In diesem Moment war Ihre Hand an meinem Glied angelangt, das vor

heftiger Erregung zuckte.

Hitzeschwälle durchfuhren mich, heiß und kalt.

 

"Ja, das ist die wahre Liebe, so muß es sein"!

 

Glücksgefühle breiteten sich aus, ich fühlte mich geborgen.

 

 

 

 

 

22

 

 

 

 

Dann als er auf der Station zurück war, wollten ihn noch die

zwei männlichen Aphroditen, Egon und Franz , aufreißen, und

ihm einen blasen. Unter Freunden, versteht sich, aber leider

war das überhaupt nicht W.`s Stil.

 

Er legte sich ins Bett und war glücklich

 

 

Am nächsten Tag kam das legendäre Cordoba, mit allen Tiefen

und Höhen. Die Anstalt tobte.

 

Um ein Miniatur TV Gerät saß die ganze `Geschlossene`, inklusive

Personal, und erlebte die Fußballschlacht `Österreich/Deutschland`,

einen Fußballkrimi par excelance.

Ein Spiel, in dem sich Johann K. und Edi Finger sen. unsterblich

machen sollten.

 

Und dann war da die Geschichte von dem jungen Mann, der vom Opiumrauchen am ganzen Körper mit Eiterpusteln übersäht wurde.

 

Oder die vom Burgenländer, der Priester werden wollte, das

Leben nicht ertrug, und seit dem nur mehr `Neil Diamond` hört.

 

Auch die vom Bürgermeister, sozusagen III. Teil, beim "Essen".

 

Der, sitzt keck, und doch unbeholfen am Bett, und taucht sein

`Frankfurterwürstel` nicht in Senf, sondern in die Teetasse, was

seine Umgebung und vor allem seine Gattin leicht irritierte.

 

Viele Dinge passierten in der `Klinik`, sogar gute.

 

Die Krähen zogen ihre Runden, und von der

Pathologie kamen heute `strenge` Gerüche.

Die Nagetiere vor W.s Quartier verhielten sich so , wie immer

W. machte Liegestütze und dachte an draußen.

 

 

 

 

23

 

 

III.

 

 

Die `agent oranges` arbeiteten ununterbrochen. In ihrem Hauptquartier

war die Luft trüb und geschwängert von Rauch.

Auf einem Tisch lagen Reste einer kargen Mahlzeit, Kaffeebecher etc.,

der Fernschreiber tickte..........

 

George stierte in den Bildschirm. 3000 Adressen war er heute

schon durchgegangen. Lauter Verdächtige, die ein Computerraster

auswarf und auf einen Bildschirm zauberte. Garniert mit Lebens-

lauf , Leumundszeugnis, Foto und besonderen sexuellen Neigungen.

 

Sicher ist sicher.

 

"Jimmy Joel, der könnte es sein! Oder Burt Melborne

käm auch noch in Frage."

 

"Beide haben diese halbcharismatische Ausstrahlung mit einem

Schuß Tolpatschigkeit", dachte sich George, während er

eine Fliege zerquetschte.

 

"Wir müssen diesen Joel finden, - verdammt - der passt genau in unser Konzept. In seinem Gesicht, und nur in seinem, spiegelt sich der

`President´ wieder.

 

G e n i a l ! Man könnte die Terroristen mit dem Double ablenken, und der

wirkliche Mann wäre in Sicherheit".

 

Er zog an seiner Zigarette.

 

"Aber wie kriegt man den Arsch, ohne Aufsehen?"

"Entführen is`nich`, wär`zu auffällig. Vielleicht aus`m Verkehr

zieh`n -Nervenklinik- oder so. Das ginge eventuell",

und gleichzeitig fiel ihm der Klinikchef ein, bei dem sie noch einiges

gut hatten. War keine kleine Menge gewesen, die sie damals vertuscht

hatten.

 

 

 

 

24

 

 

Man drückt gern mal n`Auge zu, wenn später dabei was rausspringt.

Er zündete sich eine neue Zigarette an, bedauerte den knappen

Vorrat an Hochprozentigem, und informierte den Innenminister und

alle anderen wichtigen Regierungsmitglieder.

 

Die Mühlen begannen zu mahlen.

 

 

 

 

 

Der rote Chevy hatte Down Town erreicht. Er ordnete sich in die

achtspurige Plaza Avenue ein und fuhr weiter Richtung Zentrum.

 

Von der Vogelperspektive aus wirkten die Autos wie Spielzeuge.

 

Jimmy war glücklich. "Yeah, yeah, yeah ! Das ist es doch".

Endlich in die Vollen. Erst ein Monat aus`m Knast und schon bot

sich ein Mega-Deal an.

 

"Wenn ich das hinkriege, können mich alle am Arsch lecken!

Vor allem das Finanzamt".

Er fuhr weiter in Richtung Süden, um den Kontaktmann in der

`Orient Bar` zu treffen. Leider kann man Hubschrauber, die

100 Meter hoch fliegen nicht hören.

 

Carl, der Vietnamspezialist und Veteran lachte sich ins Fäustchen.

Agent Orange hatte überall Kontakte. `Joel` zu cashen, war für ihn,

wie ein Paket von der Post abzuholen.

Genüßlich verfolgte er den Chevy in seinem Infrarotbildschirm.

"Bald bist`e wieder bei Papa"!

 

Joel hatte den Treffpunkt erreicht und fuhr sicherheitshalber noch

dreimal um den Block.

"Mit den zweihunderttausend setz` ich mich in Barbados zur Ruhe".

Er parkte, überprüfte seine Krawatte, und öffnete die Tür, als der

Wahnsinn über ihn hereinbrach.

Mit einer Detonation, die ihm fast die Trommelfelle sprengte, zerbarst

die Windschutzscheibe des Chevy. Instinktiv ließ er sich fallen.

Schußkaskaden von rechts und links.

 

25

 

 

"Scheiße, das sind mindestens 16mm Dinger, und das so knapp vorm

Ziel", während er am Boden liegend F a t t y erblickte, der mit dem

Koffer in der Hand wild um sich schießend auf Joel zulief.

"Start` den Motor, wir sind verratzt", brüllte F a t t y , schmiß den

Koffer in den Wagen und wollte sich elegant hineinschwingen, als

ihm ein besagtes 16mm Geschoß die Brust von hinten zertrümmerte,

und die Eingeweide auf den Chevy verteilte.

 

"Prost Mahlzeit"!

 

Joel registrierte das alles nicht so genau, - ihm war heiß genug -

denn schon als Fatty den Koffer schmiß, hatte er den Motor gestartet

und drückte liegend mit der Linken das Gaspedal durch, während er

mit der Rechten steuerte. Blindflug also.

 

Zuerst drehten die Räder durch, dann aber katapultierte sich der

Chevy wie eine Rakete durch einen Waschsalon und schoß auf

der anderen Seite wieder heraus.

Glas splitterte, Menschen kreischten.

 

"Der gute alte Fatty! - Wenn ich es schaffe, bekommt er einen

Grabstein so groß wie das Empire State Building", schwor sich Joel,

der mit 100 Sachen die Columbus Road raufdonnerte.

"Bis zum Autotunnel muß ich kommen, dann können die sich brausen,

auch mit Hubschraubern".

 

Was ihn aber viel mehr beschäftigte, war, wer sie verpfiffen hatte,

denn er ahnte nichts von seiner Ähnlichkeit mit dem Staatsober-

haupt.

 

Zwei Tage später fanden sie das Auto, ohne Joel, ohne Koffer, in einer

Großraummülltonne, aber da war Jimmy schon 24 Stunden auf einem

Bananendampfer mit Richtung Europa.

 

 

 

Ja, ja, die Macht des Geldes.

 

 

 

 

26

 

 

 

IV.

 

"Jo mei.........., do müassan`s do grod weida geh`n, recht`s beim Steffl

vurbei, donn komman`s direkt zua Opa. Und durt is da Augustinakölla".

 

Lächelnd blickte der alte Mann in den Himmel.

 

"They `re crazy, these fuckin` Austrians"! "Ich kann es einfach nicht glauben", dachte Joel.

Der Ärger über diesen lallenden Pensionisten lenkte ihn von seinen

Ängsten ab. Überall sah er Spione und Verfolger.

Den Zeitungsmann da drüben im gelb-roten Anorak hatte er doch schon

gesehen, oder ?

"Cool Mann", jetzt bist du schon so weit gekommen.

 

"Also wo ist dieser fuckin` Augustiner Keller"?

 

"Jo mei, des hob` i do scho gsagt. Glei do drüb`n bei da Stoatsopa

rechts", alterierte sich der Pensionist".

 

"Nur noch den Koffer übergeben, dann hab` ich es geschafft".

"Diese japanische Scheißtouristin hab ich doch auch schon

geseh`n", überlegte Joel und warf noch ein Amphetamin gegen die

Müdigkeit und die wachsende Paranoia ein.

 

"Ich muß in diesen Keller, die Sache hinter mich bringen.

Habe ich diesen Typ im schwarzen Anzug nicht schon gesehen...."?

 

"Ich hätt`einen anderen Beruf lernen sollen", dachte er wehmütig, und

die Frau auf dem Schiff fiel ihm ein. Die Mutter, immer wieder die

ewige Suche nach der Mutter.

Wie gern wäre er jetzt bei Celestine, der Freundin, der großen

Unbekannten und würd` sie einfach nur halten.

 

Die Erinnerung ließ ihn innehalten, und zum ersten Mal nahm er

die Vielfalt und Schönheit dieser alten Stadt wahr.

 

 

 

 

27

 

 

Plötzlich hatte er das Gefühl als ob diese Häuser und Bauwerke

singen würden. Von längst gelebten Leben und alten Geschichten.

Was wollten sie ihm sagen ?

 

"Ich bin schon komplett meschugge", dachte er.

 

Der Mann im schwarzen Anzug stand 30 Meter von ihm entfernt

-Scheißjob- bei den Kutschen, und verhandelte mit

den `Fiakern`.

 

Langsam und bedächtig schritt Joel ins Lokal. Bevor er noch richtig

ankam hörte er Geigenmusik gemischt mit einem richtig

netten:

"3 Achterln und a Grillhenderl. Jo Tisch zwa, und drei

Gschpritzte füa Tisch vier".

 

Vivat Bachus - Viva!

 

Joel wußte, daß er die Sache jetzt hinter sich bringen mußte, aber

der Mann im schwarzen Anzug ging ihm nicht aus dem Kopf.

"Action jetzt"!

Der Kontaktmann würde an Tisch 6 sitzen, jeden Donnerstag zwischen

halb neun und zehn Uhr. Als Kennung eine Melodie summend, die

Joel mittlerweile auswendig kannte. Und er mußte ihm auf Englisch

singend antworten, dreimal. Das war der Code.

Langsam ließ er den Blick durchs Lokal streifen.

Hektische Serviererinnen, vom Wein gerötete Gesichter und

fröhliche Stimmen nahm er wahr.

 

Plötzlich setzte sein Herz aus.

Auf Tisch sechs saß er selbst, und hörte sich

die Kennmelodie singen, auf wienerisch allerdings.

 

`Wann da Herrgott net wül, nutzt des gor nix....`

 

 

"Shit, das muß ein Doppelgänger sein".

Mehr Zeit hatte er nicht zum Nachdenken, denn sie kamen schon.

Sicherheitshalber zu fünft, getarnt als japanische Touristengruppe.

 

 

28

 

 

Joel drehte sich instinktiv zur Seite und sah aus den Augenwinkeln,

wie sie sein Double abschleppten.

Wild fuchtelte es mit den Armen und schrie. Aber das waren Profis.

Sie stopften ihm mit Chloroform das Maul.

Den Kontaktmann ließen sie beim Burggarten zurück , mit

einem Kopfschuß.

 

 

`Donau so blau, so blau...............`

 

 

 

Joel wischte sich den Schweiß von der Stirn und orderte ein

Viertel Veltliner.

 

Er hatte ein totales `Blackout` und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

Die Angst saß ihm im Gedärm. Sie waren ihm voll auf den Fersen,

und nur dieser vom Himmel gesandte Doppelgänger hatte ihn gerettet.

 

Aber sie würden schnell wiederkommen, wenn der Koffer nirgends

auftauchte. Rasch trank er aus. "Gute Blume, dieser Weiße", und ver-

schwand in der Nacht.

 

 

W. inzwischen, war im Land der Träume. Er sah saftige, grüne Wiesen

mit Blumen und langhaarigen Blondinen. Er fühlte sich geborgen, wie

im Himmel. Merkte nichts vom Regen auf seinem Gesicht und der

gespannten Miene, der Gorillas, die ihn im Laufschritt vom Burggarten

zu einem schwarzen Caravan brachten.

Langsam fuhren sie Richtung 8en Bezirk.

 

 

"Ha", sagte die böse Fee, "das hätten wir geschafft".

"Niemand wird erkennen, daß das nicht Joel ist. Und ich kann

endlich wieder in den Hexen-Himmel."

Sagt`s und ist auch schon verschwunden.

 

 

 

 

 

29

 

 

Doch das Schicksal meinte es gut mit W. und schickte ihm ein

Gegenmittel.

Ein `Trumpf-As` , namens Melitta.

 

 

 

Die großen alten Fenster waren grau verhangen vom Licht eines

öden Regentages. W. saß im Tagraum und starrte stier vor sich

hin.

 

"Ich muß hier irgendwie raus. Lange steh` ich das nicht mehr durch":

 

5 Wochen waren nach seiner Zeitrechnung schon vergangen, seit dem Vorfall im Augustinerkeller, aber niemand glaubte ihm.

Alle hielten ihn für lieb, arm und gutmütig, aber für Jimmy Joel

und schwer morphinsüchtig. No way out, geschlossene Abteilung.

Am schlimmsten war die Sorge um die Kinder und Melanie.

Seine Augen füllten sich mit Tränen.

 

"Ich werd` hier vergammeln, nie wieder rauskommen. Diese Schweine haben an alles gedacht".

 

Dunkel erinnerte er sich an Fingerkuppentransplantationen und

Zahnregulationen. Nichts wurde dem Zufall überlassen.

Er war ein zweiter Jimmy Joel.

 

Tagelang hatten sie ihn unter Drogen gesetzt, damit alles 100 %ig

echt war. Er überlegte fieberhaft, wie er entkommen könnte.

 

Am meisten wunderte ihn, daß Melanie ihn nicht suchen ließ.

Aber er wußte nichts von dem tragischen Tod des Opernsängers

W. aus Wien, der nach einem Heurigenbesuch auf offener Straße

nieder geschossen wurde und verblutete. Vermutlich von einem

Raubmörder. Sein Gesicht nur mehr ein breiiger Klumpen.

Groß war es tagelang in allen Zeitungen gewesen. Für die geschockte

Witwe und die Kinder wurde gesammelt. Eine Aktion der Kronen-

zeitung und des Altbürgermeisters. Wenn in Österreich jemand ge-

storben ist, tut man alles für ihn, außer er lebt noch!

 

 

 

30

 

 

 

 

"No wos is` jetz` Joel ? Spül ma Kort`n".

"I waß a ameriganisches Spül, oda i learn da Schnapsn".

 

Georgie war Neil Diamond- und somit Amerikafan. Er kam zu W.

in den Tagraum und wollte Abwechslung. Irgendwann hatte er

beschlossen Priester zu werden, schaffte es aber nur bis zur

Geschlossenen, als Patient.

Er war schwer verwirrt, aber harmlos.

 

 

"Übergeschnappte Politiker, Süchtige, Selbstmörder, Gestrandete

mit Wahnvorstellungen und dazu diese pfäffischen, bigotten

`Pinguine` , die einen Erwachsenen nicht einmal in Ruhe onanieren

lassen. Ich werd` jetzt auch verrückt",

dachte W., und sagte: "O.K. Gorgie, eine Runde Schnapsen".

 

"Das kann`s noch nicht sein", ich muß irgendwie raus.

"Er und sie, in Karo", sagte er und spielte aus.

"Eventuell mit Melitta". Sie war die einzige Person, die er

überzeugen könnte.

 

 

Er dachte an eine Geschichte eines alten Freundes,

der die Menschen in zwei Lager aufteilte.

 

Die einen, die in der steigenden Scheiße steh`n, jammern, den Mund

aufreissen, und daraufhin endgültig versinken, und die andern, die

trotz der Angst durchhalten, auch wenn ihnen alles schon

bis zur Nase steht.

 

Plötzlich sinkt die Brühe wieder, aus unerklärlichen

Gründen, und man atmet frei durch und geht davon.

 

 

 

 

 

 

 

31

 

 

 

Joel war paralysiert, gelähmt Der Kontaktmann weg. Er selbst in einer

fremden Stadt und das Geld ging zur Neige.

Er saß im Cafe Landmann und trank Kaffee.

 

"Die einzige Möglichkeit ist dieser Doppelgänger, oder seine

Familie. Wie kann ich den finden ?"

 

In selben Augenblick sah er vis a´vis eine Frau mit großen traurigen Augen und einer Ausstrahlung, die ihn an Romy Schneider erinnerte.

Diesen berühmten französischen Filmstar.

 

"Aber die kenn` ich doch, die kenn` ich doch.

Klar, aus der Zeitung. Das muß sie sein, das muß sie sein!"

 

 

 

 

 

`Holly came from Miami F.L.A

hitchhiked her way across the USA

plucked her eyebrows on the way shaved her legs and then he was a she

says :

Hey babe take a walk on the wild side, said Hey honey take

a walk on the wild side

and the coulered girls

 

go dodo dodo dodododo do dodo dodo dodododo do dodo dodo dodododo do`

 

 

Der Radio plärrte, die Vögel sangen und der liebe Gott war ein alter

Mann, den nichts mehr glücklich machen konnte.

W. saß in der Wiese und war versunken,..... in das Lied eines gewissen

L O U Reed .

 

 

 

32

 

 

Er sah die Bilder richtig vor sich, sehnte sich nach dieser Wildheit,

dieser Frische und der totalen Ablehnung irgendwelcher Rückversicher-

ungen und Regeln,

denen man sich in der `Jetzt`Welt stellen mußte.

 

Er wollte ausbrechen, fliehen, das Menschliche vermeiden, immer

Gott sein. Nie scheitern................

 

......................und scheiterte andauernd.

 

Der Krankenpfleger schlich sich von hinten an.

 

"No, wen homma den do ?"

"Ah jo, die Frau Schriftstellerin. Kommans mit, wir fian Sie

wieder in die Therapie."

 

900 Volt in drei Millisekunden! Da ist jeder `Blueorange`Trip eine

Witzfigur dagegen. Ungefähr 100 000 Mal pro Sekunde werden die Gehirn

zellen bei einem Elektroschock hin- und herwechselnd umgepolt.

 

Jeder `Delinquent`ist nach so einer `Behandlung`leicht verwirrt.

Aber, was tut man nicht alles für den Fortschritt.

 

 

 

W. wußte mittlerweile viel über die `Klinik`.

 

Es verbitterte ihn noch mehr, daß er vollkommen hilflos war.

Nicht aufstehen konnte und diesem Greuel, das noch dazu gut gemeint

war nicht ein sofortiges Ende machen konnte. Wie:

 

"Stop , Aus! Ab jetzt sind alle lieb` zueinander, und niemand wird mehr gequält."

 

So wie damals, in Barcelona, um 1/2 4 in der Früh, als er die Sterne

sprühen sah, und ihm ein Schwarzer ein `Gimmie all Your fuckin` money, or I kill You!` entgegenschleuderte.

Damals hatte er gesiegt, jetzt fühlte er sich ohnmächtig.

 

 

 

33

 

 

 

 

Irgendwie mußte er Melanie erreichen. Vielleicht über Dino Morina,

den Bulgaren. Er war der einzige, auf den man sich verlassen konnte und der gleichzeitig viele Verbindungen und `Kanäle` unterhielt, die sehr

brauchbar waren. Aber wie?

 

Einmal waren sie zusammen in "Gratislawa" gewesen. Einkaufen.

Dino war eine Seele von einem Menschen und ein begnadeter Sänger.

Er fuhr immer Bezin einkaufen in der Slowakei, war Solist in Bulgarien

gewesen, sang jetzt in irgendwelchen Chören und auf Friedhöfen, die

seiner Leistung nicht im Mindesten Paroli bieten konnten, und war

schwer in Ordnung. So in Ordnung, daß W. jedem Österreicher so ein

"Herz" wünschte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

34

 

 

V.

 

"4 Herren, 10/15 Süd West, `Segne Du Maria` und `Feierabend`

Acht Herren, Ottakring 11/00 , Ave Maria` und `Nacht`

Neustift, `Sag zum Abschied` und `Der liebe Gott`, wieder 8 Herren, 13/00.

Sie und die Partie von Huttler. Das wär`s für heute", sagte die Stimme.

"Zusammen 14 Einheiten".

 

"Danke , Frau Weber."

"Ich wiederhole 10/15 Süd WEst etc."

 

Klick

Die Telefonleitung war tot.

 

"14 Einheiten. Sehr gut, viel Stress, aber 1400 cash, immerhin."

"Hoffentlich ist Maier gut bei Stimme. Die `Nacht`ist ein Hund, schwer

zu singen. Verdammt hoch. Na wird schon schiefgeh`n".

 

 

Der Himmel war blau. Eine milde Novembersonne schien

auf Südwest. Dino sang um sein Leben, mit süßem Belcantoschmelz.

 

"`s ist Feierobend, `s ist Feierobend,

A jeda legt sei Werkzeug hin,

`s geht jeda seiner Heimat zua

dös Tagwerk i-is vollbracht".

 

Es waren locker 12O Menschen in der kleinen Halle , Südwest.

Nach Schließen der Türen, die Akustik erbärmlich.

 

Das Quartet sang :

 

"Die Abendsonne, überm Wald in goldnen Wolken ruht

a jeda legt sei Werkzeug hin und schwenkt zum Schluß den Hut

---`s Feiaobend, `s Feierobend".

 

Sie sackten ziemlich ab, intonationsmäßig, aber niemand beschwerte

sich.

 

 

35

 

 

Der Pfarrer, mit gerötetem Gesicht, versuchte eine Ansprache zu

halten. Man hörte Frauenstimmen aufschluchzen.

 

Das Quartett entfernte sich und Morina stieg in seinen Wagen.

Er hatte noch Besorgungen zu machen

 

"Dino, Dino"!

 

Der Ruf kam fast zu leise.

 

"Vielleicht hab`ich die falsche Seite erwischt", dachte er.

 

Der Bulgare war auf einem Ohr fast taub.

So ist das, Pavarotti konnte nicht Notenlesen, und Morina war ein

genialer Tenor, der nur ein Ohr zu Verfügung hatte.

 

"Dino, Dino"

 

W. kauerte hinter einem Peugeot am Boden, und versuchte

verzweifelt Morinas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ohne

aufzufallen.

 

"Bikaja, Dino, Bikaja"

 

Das war der bulgarische Code für `Pischen`.

Morina und W. hatten das einmal besprochen.

Endlich hörte er ihn.

 

"Mach die Heckklappe auf und setz`dich in den Wagen ".

"Am besten, Du fährst nach Kagran. Jetzt."

 

"Wernerr! Was ist los ? Was tust Du hier? Du lebst!

S U P E R wir machen ein großes Fest, eine Party.

Wir laden alle Freunde ein. Ich habe neuen Schnaps von meinem

Vate`r. Wunderbar, du wirst essen, trinken."

 

"Dino ! Sei ruhig und fahr` jetzt, um Himmels Willen.

Ich bin auf der Flucht. Sie können jeden Moment hier sein.

Ich muß sofort an einen `neutralen` Ort, der mit mir überhaupt

nichts zu tun hat."

 

36

 

"Du darfst auch Melanie nichts erzählen. Niemandem."

 

"Siehst du was im Rückspiegel? - Sie sind wie die Teufel, wissen

alles und haben überall Kontakte."

 

"Wernerr, beruhige Dich. Ich bring` Dich an einen sicheren Ort.

Aber erst wenn es dunkel ist. Inzwischen fahren wir und Du erzählst mir

was passiert ist".

 

"Hast Du Zigaretten ? - Wirf sie nach hinten, aber behalt` den

Rückspiegel im Auge".

 

W. kramte in seinem Regenmantel nach Feuer.

Unterhalb hatte er noch die Anstaltskleidung. An den Füssen

schwarze hohe Gummistiefel.

 

Am Kopf trug er eine `Weltspartagsmütze` der Bank Austria, die die hellblonden Haare verbarg.

Zittrig zündete er die Zigarette an und sog den Rauch gierig ein.

 

"Uff, ich kann Dir sagen, ich bin ziemlich am Ende. Weißt Du was

von den Kindern und Melanie? "

 

"Ja, ja, es geht ihnen gut. Den Umständen entsprechend.

...............Wir haben gesungen für Dich. Du liegst am Zentralfriedhof.

Alle waren sehr erschüttert. Die Zeitungen haben es groß gebracht.

Und wir haben gesammelt, mehr als 60 000, für die Familie."

 

"Wieso, ich bin tot? ........Du mußt mir alles genau erzählen, aber vorher,

vielleicht besorgst Du mir Schnaps und was zu Essen. Aber nicht zu Hause, bei der nächsten Tankstelle, nach der Tangente.

Ich kann Dir sagen, das sind Profis, die lassen nichts anbrennen.

 

Ich versteh`nur nicht, was sie von mir wollen ?

Was hab`ich mit denen zu tun ? Und außerdem, was heißt tot.

Ich bin seit Wochen, oder Monaten in der `Psych`, in der

G`schlossenen, also im Spital, verstehst Du.!"

 

"Das war die Hölle, vollkommen nüchtern mit einem Haufen "Wärtern"

und "Irren" zusammen gepfercht."

 

 

37

 

 

"Fast wäre ich auch ausgeflippt, und vom 4. Stock gesprungen. Hab` ich aber dann aus optischen Gründen unterlassen.

Sag` mir, was war los ? Was ist in den Zeitungen gestanden ?"

 

"Daß mich fünf Männer einfach vom Tisch gezogen und mitgenommen

haben , im Àugustiner`? Getarnt als Touristentruppe.

Und ich, sofort weg gewesen, von Chloroform, oder so einer Scheiße.

Von da weg ist`s sehr dunkel, in meinem Oberstübchen, das

kann ich Dir sagen."

 

"Wernerr, es war ganz anderes.

Alle, aber alle hab`en gesagt, dass` Du tót bist.

Melanie, die Kinder, die Polizei. Ich habe deine Leiche geseh`n.

Wir haben getrunken, gesungen und geweint.

 

Gerade wollte ich zu Gabi fah`rn, und Besorgungen für Sie machen,

du weißt ihr Fuß, aber es ist nicht schlechter geworden.

Den Kindern geht es gut, für die Umstände. Sie vermissen

Dich unglaublich."

 

"Aber was machen wir jetzt mit Dir. Was sind das für Leute ?

Echt gefährlich, ja ?

Ah, ich muß unbedingt Erkundigungen einholen, und Du mußt

komplett sicher wohnen."

 

W.s Kopf war luftleer. Der Wagen glitt über die Tangente dem

Strom zu. Es stank nach Benzin und der Motor brummte.

Der Himmel war leicht verhangen, sie brausten Richtung Kagran.

 

 

 

Sitze hier und starre dumpf !

Kann nicht sagen was ich will.............

1000 Meilen weg von hier

viel Geschwindigkeit im Kopf

noch zwei Gläser, no a`n Rum, äuge Frauen, möchte lieben

möcht` der Sonne,........ Glut ...er`trinken .....

möchte rasten, möchte ruh`n.

 

 

 

38

 

 

 

Melanie stand in der Küche und beobachtete die Fleischknödel.

"Fast wie die Mamma", dachte sie.

Während die Knödel vor sich hinkochten, begann sie den

Tisch zu decken.

 

Dann kamen ihr die Tränen.

Rollten einfach die Wangen herab.

Sie dachte an W., ihre Mutter, die Kinder und die ganze verfahrene,

jetzige Situation

 

Sie wußte, er war tot, mausetot, trotzdem spürte sie ihn

in letzter Zeit sehr stark.

Vor allem in der Wohnung.

 

Und dann war da dieser Fremde in der U-Bahn, der sie so stark

an Werner erinnerte.

 

Das Telefon schrillte.

 

Melanie trocknete mechanisch ihre Tränen.

 

"Guten Tag, hier Imus-Umfrageinstitut, sprech`ich mit Frau

Michelteuer?"

 

"Wir machen eine representative Umfrage von allen

Alleinerziehern in Wien-Mitte. Haben Sie Interesse ?

Pro Interview zahlen wir 800,- Unkostenbeitrag."

 

Melanie überlegte. Das Geld konnte sie gut gebrauchen.

Allerdings hatte sie überhaupt keine Lust auf Fragen.

 

"Ich habe einen Standardfragebogen, dauert höchstens

20 Minuten."

 

"O.K. kommen sie . Aber um fünf muß ich geh`n.

Zahlen Sie bar ?"

 

"Natürlich in zehn Minuten bin ich da!"

 

 

39

 

Joel war angespannt, wie das Trommelfell einer base-drum.

 

"Jetzt noch die Theresiengasse dann bin ich da", immer noch

überlegend, ob er der Frau den verlorenen Ehemann vorspielen

sollte.

 

Aber auch die "agents" waren unterwegs.

 

Als Joel das "Schoppenhauer" passierte, sah ihn Carl in Richtung

Wohnung gehen.

 

Alles schien o. k., aber irgendetwas irritierte den Beobachter.

 

"Der Koffer, natürlich, die Lösung."

 

Im selben Moment sah Carl die Monteure der Erdgasfirma , die

wie Jagdhunde hinter Joel herpirschten.

 

"High noon in Währing", dachte er und setzte sich in Bewegung.

 

 

 

 

Werner saß in der Staatsopernkantine, der "größten" der

Familie Kruger Ges. mbH., und die betrieben immerhin 5 Kantinen,

in den Bundestheatern.

Er und Dino tranken Bier.

 

"Ich muß mich irgendwie entspannen, diese letzte Prope

war seer anstrengent."

 

"Ja entspannen", dachte sich W.

"Entspannen, ist sehr anstrengend, nicht leicht, da braucht

man viel Energie", dachte sich W.

"Wenn man das so leicht könnte. Anspannen und Abspannen,

je nach Bedarf, das wär`s ."

 

"Hoffentlich komme ich eine Saison nach Berlin..., obwohl

Berlin im Moment, das ist wie New York, an der Spree.

Trotzdem wäre es eine zeitlang reizvoll."

 

 

40

 

"Wos krieg`n die Herrn zum Essn ?"

 

"Mir des 2er Menue, des Blunzngröstl."

"Und a Seidl."

 

"Und mirr Salatt, und Schnaps ! Ich musss mich ent-

spannnen", sagte Morina und seine Augen blickten traurig

in die Ferne.

 

"Dieses Chorsingen ist wirklich Scheisse!"

 

 

 

 

 

 

Und die Zeit sie geht, vergeht,

so sieh dich vor,

noch ehe du dich dreimal wendest, steht Sie vor dir und spricht:

 

Sist spät, `sist spät`!

 

Und du begreifst, wie Schuppen fällt es dir von Augen.

Du hast geprasst nicht aufgepasst, und jetzt befällt dich eisig Grausen

Ach könnt ich doch, ich würde schon, ich wollt ja immer,

Ja, wie ein Film wogt es in dir, all die vertanen Möglichkeiten,

sie schaun dich an, sie hänseln dich und geb`n dir böse Namen.

Und trotzdem, oder grade darum:

 

Sag niemals nie und nutze deine Chancen.

Das Leben rinnt gleich Sand, von einem zu dem andern Ort,

grad warst du schön, jetzt ist es fort,

und plötzlich kannst du seh`n, so wie`s auch in den Sternen steht,

die Zeit sie nimmt dein Leben, und sie vergeht, sie geht.

 

 

 

 

41

 

 

VI.

 

 

Parsifal saß in seinem Raumscooter, und seine Sinne waren verwirrt.

Sterne schwanden wie Sonnenblumen vorbei.

Parsifal`s Kopf drehte sich, Kreislaufkollaps, während die Zeit

vorbeiraste.

 

"Wo auf dieser Kugel ist Wien"?

 

"Das Schönste im WELTALL ist die Stille!"

"Unendliche Stille, weil nichts übertragen werden kann."

 

"Obwohl natürlich alles da ist, mikroskopisch gesehen natürlich."

 

Das Raumschiff glitt durch das Nichts. Parsifal gähnte.

 

"Dreihunderttausend Bosnier können nicht durch 250000 Koso-

varen ersetzt werden. Das ist klar.

Wenn die Nato einen Doppelschlag macht, und der Hattrick gelingt,

gibt es die Chance die andere Partei vorschnell auszuknocken.

Andernfalls ? Wer weiß, übernehmen wir keine Haftung."

 

"Wo liegt Europa, ich kann das auf die Entfernung gar nicht mehr seh`n."

 

"Ist sowieso egal, wird sich auflösen,- einfach aufhören zu

existieren, Punkt. Ein anderer Gummiball dieser Größenordnung tut`s auch."

 

"Kommt dann zu den Akten".

 

 

 

 

 

 

`Ding Dong, Ding Dong`

 

Schmerzhaft drang das Geräusch der Türglocke in W`s Ohr und riß

ihn aus dem Tiefschlaf. Benommen taumelte er zur Tür.

 

42

 

"Jo guten Morgen, Firma Vailland".

Der Gasmann sah bullig und groß aus.

 

W. ließ ihn ein und stellte Kaffee zu.

 

Er zerlegte die Therme in alle Einzelteile, und verlangte

dann triumphierend "ÖS 2098,-."

 

W. schluckte, "wieso eigentlich Zweitausendachtundneunzig, heute?"

 

"Sonst immer nur 1500,-."

 

"Weil ich heute länger dageblieben bin, und 1 Ersatzteil

gewechselt habe, deshalb."

 

"Aha....... ."

 

"Auf Wiedersehn und Danke."

 

"Wenn ich für jede Probe, die ich länger geblieben bin öS 598,-

bekommen hätte, wär`ich jetzt Millionär", dachte Werner und schloß die

Wohnungstür ab.

Er ließ sich wieder auf seinen Sessel niederfallen und trank

seinen Frühstückskaffee.

 

"Komisch", dachte er, "wie sich diese Welten gleichen."

Wieder fiel ihm die Klinik ein.

 

"Ob `drinnen`oder `draußen`. Dort gibt es oben und unten, eine

Hirarchie, mein`ich, Gute und Böse, Unterdrückung, Entkommen,

persönliche Eitelkeiten und ein Korsett, einen Rahmen, der das

Ganze existieren läßt, dieser kleineren `Zelle` Leben einhaucht,

und die Maschine funktioniert."

 

"Und heraussen ist es dasselbe! Der Unterschied besteht `Live`

für den Betroffenen, nur in der besseren Überschaubarkeit der

Geschehnisse oder Mechanismen im `Kosmos Klinik´, der ja, wie

gesagt kleiner ist, während in der `großen Welt` draußen, sich

viele Zellen zu einem größeren Molekül oder Apparat zusammen-

schließen, heutzutage gesagt `globalisieren`. Die Gesetze, haha

ha--, bleiben aber dieselben."

 

43

 

 

"Ja diese Erkenntnisse waren hart für W.. Knochentrocken

sozusagen. Was hatte sich geändert seit er wieder zu Hause war?"

 

"Eigentlich nichts, außer natürlich der Wiedersehensfreude,

verständlich. Trotzdem, ob herinnen oder jetzt wieder draußen,

er war ein Fisch mit vielen anderen, der Unterschied war nur

die Größe des Beckens, was natürlich auch die Gefahren

erhöhte.

 

A b e r Aufstehen und sagen ich möchte jetzt ein

Vogel sein und k e i n Fisch, das war auch heraussen nicht

möglich!"

 

"Ausser vielleicht durch Zauberei, aber so weit war W. noch

nicht".

 

Während W. von dieser Erkenntnis in den Sessel gedrückt

wurde, zerlegte das, in W.`s Abwesenheit angeschaffte

Haustier, genüßlich den einzigen echten Perser der

Familie. Mittels Urinmarkierung.

 

"Was ist ein Perser, gegen 50000 Gepfählte, denen gerade die

Geschlechtsteile amputiert werden?"

 

"Absolut geseh`n, mein`ich?"

 

"Gerade jetzt, während wir furzen und Kaffee trinken."

 

"Trotzdem würde ich das Vieh "massakrieren"!! Wenn ich

allein im Schwimmbassin wäre. Subjektiv gesehn natürlich."

 

Die Zeit blubberte vorbei, und immer wieder kamen seine

Gedanken zu einem Thema.

 

Gab es da irgendein System der Vohersehbarkeit, wenn man

weise genug war, es zu erkennen ?

 

Oder war es doch nur ein einfach`göttlich` zusammengemixter,

nie endenwollender Zufall, in welchem dieser Mikro- oder Makrosysteme

man sich wiederfand, und vor allem auf welcher Position ?

 

44

 

 

Ja die Ereignisse, der jüngsten Zeit hatten W. durcheinander

gewirbelt, verunsichert, sodaß er nicht zur Tagesordnung

übergeh`n konnte. - Obwohl er genau das natürlich am meisten

wollte: Einfach alles vergessen, und so tun als wäre nichts

gescheh`n.

 

Seine Tochter zum Beispiel, die vor einer Stunde in den

Kindergarten gebracht worden war, von Melanie selbstverständlich,

war noch ganz im "Lot", und Zentrum ihrer selbst gelebten

Welt.

 

Bei älteren Kindern verschwand diese "Eindimensionalität",

verständlicherweise, da sie sich schon in mehreren Organismen

bewegen mußten.

Was er am Beispiel seines älteren Sohnes ganz klar erkennen

konnte.

 

Ganz zu schweigen von der Möglichkeit der `Parallelwelten`,

aber das ist ein anderes, eigenes Thema.

 

 

Während er das Mittagessen für seinen Sohn in die Mikrowelle

schob, `packte` es ihn wieder.

 

"Wie schaffen das andere Menschen, Erwachsene, Familien etc.

alle Anforderungen scheinbar problemlos zu meistern ? Das Leben, mein`

ich natürlich.

Die Bewältigung des alltäglichen Lebens, mit allem was dazu gehört. Hämoroiden, reißende Einkaufstaschen mitten auf der Kreuzung, immer

schlechter werdende Leberwerte, Mieterhöhungen, gnadenloses

Mobbing von Kollegen, die dann alles abstreiten, Errektions-

schwächen bis gar nichts mehr, Orgasmusunmöglichkeit der

Partnerin, weil sie einen nach den vielen Jahren gar nicht mehr

ertragen kann, plötzliche Milzrisse, Nierenversagen, Auto-

unfälle, die einen unvorbereitet und unschuldig ereilen,

Schweißausbrüche, die penetrant stinken, Hilflosigkeits-

gefühle, die man früher nicht kannte.............................?"

 

"Mit einem Wort, wie meistert Mann oder Frau

das Kleinfamilien-, oder Einzel/single K.Z. ?"

 

45

 

 

"Während andere scheitern, scheitern, scheitern.? Die dann natürlich

auch noch die Schuldgefühle haben, von wegen des Versagens. Nicht

geeignet sind, schlechtes Material haben, nicht profitabel wirken,

also zum Wegschmeißen verdammt sind."

 

"Schmeiß`di dauni!", wie schon das goldene Wienerherz sagt,

oder Ostösterreicherherz. Wann`s net laft , daun laft`s ebn

net."

 

Und 400 000 Kurden springen ins Weltall. Is` eben kein Platz

da. Paßt nicht wirklich zur momentanen Vorgabe.

Ganz zu schweigen von diesen penetranten Indern und Chinesen,

die `s ja gar nicht anders wollen. Vermehrn sich ja wie

die Karnikel.

Am schlimmsten aber sind ja diese Afrikaner. Die kommen

einfach zu uns ohne Ausbildung und ohne Bargeld und wollen

auch leben. Also da hört sich ja alles auf.

 

 

Also ernst jetzt, wie machen das die Guten, Erfolgreichen,

die nie Verzweifelten ?

Muß ja irgendwie an den Genen liegen. Also doch am besseren

Material, und am absoluten Willen zum Erfolg.

 

Kann ja jeder heutzutage alles erreichen, wenn er nur will! etc

etc..

 

Nur die anderen, minderen, also die Vasoga, - dej woi`n jo net,

eh kloa -!

 

Die waren eben nicht geeignet. Oder doch, oder was ?

 

 

Na, ja, diese und andere Dinge gingen W. durch den Kopf,

während sich sein `Doppelgänger`, sein zweites "Ich" anschickte

an W.`s Wohnungstür zu klingeln und ihm damit den nächsten

Schock versetzen würde.

 

 

 

 

46

 

 

 

 

Joel`s Herz raste. Der Schweiß begann allmählich kleine Bahnen

auf seinem Gesicht und seinem Körper zu ziehen.

Es brannte ihn in den Augen.

 

Es brannte ihn auch auf den Fußsohlen und den Lungen.

Er war lang und viel gelaufen.

 

Hatte eine große, lange, gefahrvolle Wegstrecke hinter sich

gebracht. Und war noch nicht am Ziel.

Aber es roch schon stark danach. Nach Ziel, nach Finish.

 

 

"Wo sind die Schweine ?"

 

"Die haben mich sicher schon umstellt, und warten auf einen günstigen

Moment um mich auszublasen.

Aber den einen großen Dicken hab ich sicher abgehängt.....Oder?"

 

"Egal", dachte er sich, "ich brauch auf jeden Fall den Koffer, -die

Knete. Jetzt geb`ich nicht mehr auf".

 

Er duckte sich und entsicherte seine Pistole.

Fast liebevoll betrachtete er die Smith & Wesson, als kenne nur

sie allein seine tiefsten Geheimnisse und Abgründe,

als wäre nur sie allein seine Geliebte.

 

Dann spritzte der "Mörtel" um ihn her, und ein ohrenbetäubender

Krach vertrieb alle Vögel und zerfetzte beinahe zum zweiten Mal sein

Trommelfell.

 

"Jetzt bin ich dran . Geliefert. Ende, Aus,...........Mamma!"

 

 

 

 

 

 

 

 

47

 

 

 

 

 

"Jo, jo, ......aaah, mmmh,...........ah, moch`s jetzt `Ferdi`.....

Ah, ah des tuat guat, ......net aufher`n jetzt, mmh, mmmh...

Glei spritz`i ! Mmaaa...., ooooh...."

 

Wild rammten sich die Becken, zuckend, in immer schnelleren

Stößen. Die Körper verschmolzen fast, wie ein` Fleischkneuel`.

Aus allen Körperöffnungen rannen jetzt Säfte und die Gehirne

kollabierten beinahe durch die hohe Hormonausschüttung.

 

"Jetzt sterben", dachte sich Ferdinand, "des war`at des Beste".

 

Leider hatte er bei dem `Infight` überseh`n, das sich der

Gleichgewichtssicherheitshebel seines Mega-Baukrans

löste, und das rhytmische Gerammel der beiden ließ die

`Führerkanzel` aus 4o Meter zu Boden geh`n, wie eine Fliegerbombe.

 

Trotzdem war es einer der besten Ficks, die Ferdi je gehabt

hatte.

Die Frau erlitt leider Gottes einen Genickbruch, auf ihrem

Gesicht jedoch war ein Lächeln. So schnell war alles gegangen.

 

Ferdinand überlebte mit Prellungen, kam in die Zeitung, litt aber

den Rest seines Lebens unter Orgasmusproblemen.

 

Ihm war keine Zeit mehr geblieben um abzudrücken.

 

 

 

C e l a v i e , oder some like it hot.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

48

 

Alle Personen und diese Geschichte sind frei erfunden und jede

Ähnlichkeit mit Handlung, Tieren, Personen und Schicksalen ist

zufällig.

Weiters Dank an mich, weil ich durchhielt, und an den Computer,

weil er auch nicht aufgab, obwohl seine Programme durchein-

anderkamen.

 

Aber jetzt wieder Ernst, und wir schauen uns gemeinsam die

Geschichte weiter an. Wie sie sich entwickelt, oder

unterentwickelt, oder nicht entwickelt.

 

Da wechselt mein Menü schon wieder und ich sehe einen

kreisrunden Platz.

 

Um die Siegessäule rast 5-spurig der Autoverkehr, inmitten

des Kreises jedoch mehrere Straßenbahnen, die anhalten

oder wieder abfahren.

Die Linie J. setzt sich langsam und unmerklich in Bewegung.

 

Ein Passagier, der sich schon glücklich am Ziel sah, wird

vor Abschluß überrumpelt, und beginnt, um die Früchte

seiner bisherigen Arbeit doch noch genießen zu können,

zuerst langsam, und dann immer schneller,

neben der Trambahn zu laufen.

Deutet dem Fahrer, daß er die Tür nocheinmal öffnen solle.

Der blickt geradeaus und ignoriert das Ansuchen des offensichtlich

ausländischen Fahrgastes, was den Betroffenen in Rage, ja in

fast biblischen Zorn versetzt.

 

"Bin I ka Mensch ? Bin I Zigeuner ???

"Moch`auff die Tir, moch auff!

 

Der Nochnichtfahrgast teilt jetzt schon Faustschläge an die Straßenbahntür aus und flucht heftig.

 

"Moch auf Tir, moch auf, sog`I!"

 

Der Fahrer blickt weiter nach vorne und sagt für sich.

"So san`s eb`n, de Gfrasta, kennan nie pinktlich do sein und

woll`n oba imma zers`t dra` komman. "

"Bin naigierig ob des in Istanbual oda Tschuschien a einigeht.!"

 

49

 

VII.

 

 

Aus dem Radio plärrte eine Stimme.

 

"Und jetzt meine Damen und Herren, die neueste Regierungs-

werbung mit Spendenaufruf zur Sanierung der Politikerexistenz."

 

Dann sah man eine Zahnfleischwerbung, die sich jeder Zahnarzt

für seine Praxis gewünscht hätte.

"Meine lieben Mitbürger ", Lächeln, "sie wissen es ist ja heut so

hart,...............natürlich wir müssen die Arbeitslosenrate erhöhen,

äh.....erniedrigen mein ich, sie wissen der permanente Streß,

...................also, wie ich schon immer gesagt und gewußt habe,

gerade wir als Nutznießerpartei, müssen die Arbeiter unbedingt

erniedrigen, um die Anpassungsfähigkeit jedes einzelnen für

die Vollbeschäftigung zu erhöhen. Darum bitte ich heuer wieder,

es ist ja ein kleines Jubiläum mindestens 10 Mal pro Jahr-

um eine Spende für unversorgte Politikergattinen.

 

Sie wissen in Zeiten wie diesen ist es schwer den Standard

zu halten, und mit unseren Täuschungsmanövern ihnen das Geld

weiter aus der Tasche zu ziehen. Deshalb trete ich heute wieder

an und sage: "Zahlt, zahlt, zahlt bis ihr schwarz werdet!"

 

Und jetzt verabschiede ich mich wieder und hinter-

lasse meine Kontonummer. LOLLI. GG. 6534 XXL."

 

"Solidarität, Mitbürger, Solidarität!"

 

 

 

 

Im zehnten Untergeschoß der Mayo-Klinik herrschte

Hochbetrieb.

Das Ärzteteam besprach die letzten Einzelheiten.

Alles war hermetisch abgeriegelt. Alarmstufe eins.

"Wohin geht die Seele ?" "Wenn der Körper stirbt."

"Wohin geht sie dann ? ............Oder ist es dann zu Ende ?"

"Endgültig aus."

 

 

50

 

 

Solche und ähnliche Fragen gingen dem Präsidenten

durch den Kopf, als er auf dem Tisch aufgebahrt wie auf einem

Schrein lag und in die Scheinwerfer des Operationssaals

glotzte.

 

"Wird schon schiefgeh`n."

 

Der Anestesist verrichtete seine Arbeit und der Chefchirurg

ließ sich die Handschuhe überstreifen.

 

"21, 22, 23, 24, 5........zig."

 

Eine zeitlang verlief alles normal. Plötzlich trat ein heftiger

Venenstau ein und der Kreislauf brach zusammen.

 

Exitus. Der Präsident hatte den `Löffel` abgegeben. Es lebe

der Präsident.

 

Die Dinge vernahmen ihren Lauf, die Programme brachen

zusammen, und die Hilfsmaßnahmen fruchteten nichts.

 

Whome the bells are ringing

 

Die erste Vorhersage hatte sich erfüllt, war eingetreten.

 

"Sterben tut man allein!"

"Niemand nimmt einem das ab."

 

"Genauso, wie bei der Geburt", dachte der Präsident, während er auf

das Licht zuschritt, und beobachten konnte wie das Ärzteteam immer

hektischer um seinen Körper kämpfte, den er gerade verließ.

 

Ja, da geht`s ans Eingemachte.

1000 Schläuche in der Minute und 10 000 Herzschrittmacher,

und trotzdem kommt der Tod.

Auch zum Kaiser von China.

 

Weil er , der Tod, wie die Geburt ein Teil von uns ist, auf unserer

Reise.

Trotzdem starker Tobak, wem`s passiert.

 

51

 

Geht sich leider nicht mehr aus .

Endstation, alles aussteigen, bezw. `Ausrauchen, Austrinken,

Sperrstund is` `.

 

Was bleibt, ist die Trauer und der Schmerz der Betroffenen.

Bzw. die Erinnerung, vom menschlichen Auge aus betrachtet.

 

Was sonst bleibt, ist für die zurückbleibenden "Menschentiere"

irrellevant.

Wo komm ich her, wo geh` ich hin ?

Und dazwischen gibt es eine längere oder kürzere Strecke Weg`s.

 

Das ist es !

 

 

`Si`s Feiaobend, si`s Feiaobend, - a jeda legt sei

Werkzeig hi, si`s Feiaobend si`s Feiaobend, des

Togwerk is vollbracht`.

 

 

 

 

George saß in seinem schwarzen Drehstuhl und war schlecht

gelaunt.

"Dieser Scheiß-Joel, macht nur Ärger"

 

Der Verbindungsoffizier vom `weißen Haus` hatte ihm den

Arsch aufgerissen und ihm die `Wadl f i r i gricht` , weil

sie Joel, alias W. seit dessen Klinikabgang noch immer nicht gefasst hatten.

 

Außerdem war irgendwas Mysteriöses passiert und sie

brauchten ihn jetzt noch dringender.

 

Fuck it!

 

Er mußte selbst nach Wien.

Er, der Washington D.C. noch nie verlassen hatte, bis auf ein

einziges Mal. Und da hatte er geheiratet.

 

 

 

52

 

 

"Wo zum Teufel liegt dieses fuckin Austria eigentlich",

dachte George und griff zum Telefon um seine Zelte abzubrechen.

 

Nach einer halben Stunde hatte er alles organisiert.

 

"OS-Flug 3457, um 18. 35, Gate 37, keine Impfungen, alle

Kreditkarten, kein Handy-roaming von seinem Netz.............

..............und Berge, Schifahrer, Wein und `Gruner Veltliner`".

 

"Nach dem 2. Weltkrieg Drehscheibe für Spionage und allerlei

unappetittlicher Geschichten, jetzt Eldorado für Waffenschieber

und Geldweißwäscher aus aller Welt."

 

Um Mitternacht saß er im Flieger und dachte über seine

mitteleuropäischen `Connections` nach.

 

Immer wieder fiel ihm die Bratislava Verbindung ein.

 

"Die muß ich unbedingt als erstes aktivieren. "

Jaroslav, wird sicher wissen wie man diese "Laus" in Wien

finden kann."

 

 

 

 

Melanie trug zwei Einkaufstaschen, schnaufte und machte

sich Sorgen.

 

"Wer wird die nächste Telefonrechnung zahlen ? Und wer

die kommenden Arztrechnungen ?"

 

"Wenn nur W. wieder da wäre", aber der hatte sich aus der

Affäre gezogen, einfach verabschiedet.

Seit drei Wochen fuhr sie schwarz in der U-Bahn um das

Fahrgeld für Marlenes Rhytmikkurs im Kindergarten zu sparen.

 

"Ich kann Dino nicht immer um Geld bitten. Er hat selbst Familie".

 

Aber die Lebensversicherung war ausbezahlt worden, und verbraucht,

 

 

53

 

 

sonstiges Erspartes gab es nicht, und den Perserteppich, den man

verkaufen hätte können, hatte der Hund ruiniert.

"Also, was tun?"

 

Ihr war zum Heulen. Sie lehnte sich an eine Hauswand und ihre

Knie zitterten.

 

"Nur einen kurzen Moment verschnaufen, dann geht`s weiter,

muß es weiter geh`n."

 

"Kann ich Ihnen helfen, gnädige Frau ?"

 

Der Klang der Stimme durchfuhr sie wie ein Blitz.

 

Das war er, das war er ! Das mußte er sein, er war zurückgekommen.

Endlich.

Sie löste ihren Blick von der grauen Hausmauer, immer noch

unsicher, einem blöden Scherz zum Opfer zu fallen.

 

Dann sah sie W. zum ersten Mal wieder.

Die Augen und das zynische Lächeln um die Lippen.

Den Rest verbarg ein dunkler Trenchcoat und eine schwarze

Wollmütze.

 

"Komm` gehen wir, schnell, ich hab` nicht viel Zeit".

 

Sie verschwanden im nächsten "Branntweiner",

verschluckt von den dicken Mauern der Altbauhäuser des Viertels.

 

Ein dunkelblauer Bedford-Blitz fuhr um die Kurve.

 

Es roch muffig nach Zigaretten, Schweiß und Alkohol. Das störte die beiden nicht. Sie waren im 7. Himmel. Werner umarmte seine Frau

zum ersten Mal seit Monaten.

Auf dem Heimweg nahm W. Melanie`s Schal über dem Kopf,

und so sahen sie aus wie zwei gute alte Freundinnen, die

sich schon lange nicht gesehen haben.

Gestärkt von mehreren Schnäpsen und der Wiedersehensfreude

mußten sie ihre Glücksschreie unterdrücken, um nicht

aufzufallen.

 

54

 

 

 

Joel hingegen war wieder mit dem Koffer beschäftigt.

 

"10 Millionen für das kleine Scheißding ! Kaum zu glauben."

 

"Allerdings die Umsetzung extrem schwer. Die Ware sehr

gefährlich - ein kleiner Fehler und das `Wiener Becken`

würde die nächsten 200 Jahre einer Wüste gleichen -

und das Waffenschiebermilieu an sich war nicht gesundheits-

förderlich. Die meisten Kunden bezahlten nicht mit Dollars,

sondern mit Blei."

 

Er konzentrierte sich wieder auf den Verkehr, der durch die

vielen LKW´s das Tempo verlangsamt hatte.

Treffpunkt war eine Raststätte, 5 Kilometer vor Bratislawa.

 

"Hoffentlich haben die keinen Scheiß gebaut!"

 

Joel fürchtete die amtlichen und zivilen `Grenzorgane`, die

seit dem `SCHENGEN` Abkommen die EU-Ostgrenze dicht machten.

 

"Wenn was schief geht, knips` ich den Typ aus."

 

Feixend blickte er in den Rückspiegel

und wechselte in die rechte Spur.

 

 

 

 

 

Und jetzt das Finale !

 

Joel auf dem Weg nach Gratislawa -

W. auf der Suche nach sich selbst-

Hinter beiden jagt Agent orange-

Der `President´ schmorrt in der Hölle-

 

 

 

 

 

 

55

 

 

VIII.

 

 

W. feixte und jammerte innerlich.

Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen.

Nach drei Tassen Kaffee und zehn Zigaretten wurde ihm aber

klar daß er es jetzt beenden mußte. Die "Klagemauer". Daß er

Beschlüsse fassen mußte, schwerwiegende, jetzt.

 

Die Wohnzimmeruhr spulte ihren gewohnten `Takt` herunter,

und Leni, Walla und Melanie waren schon aus dem Haus.

 

"Wie kann ich diese Scheißbande abhängen ?"

 

"Irgendeine Idee vielleicht", und blickte fragend auf den Hund,

der in der Ecke zusammengekauert an einem Knochen nagte.

30 Minuten später saß er mit Dino in einem Caravan.

Sie fuhren am Flughafen vorbei, Richtung Slowakei.

 

W. war angespannt und kontrollierte ständig den Rückspiegel.

 

Um 14 Uhr erreichten sie die Grenze. Es gab keine Probleme.

Auch nicht mit dem gefälschten Pass von W.

Morina hatte ihn besorgt. Nur auf der langen Brücke im

Niemandsland, zwischen den Grenzposten, wurde W. von Angst

gepackt und geschüttelt.

 

Die Fahrt auf der Brücke war für ihn wie die Fahrt vom Himmel

in die Hölle, von Ober- in die Unterwelt.

 

Was würde er an ihrem Ende vorfinden ?

 

Auch die Einreise war problemlos, und bald waren sie im Zentrum

der Stadt, die einen Glauben machte, man sei auf einer

Zeitreise. Alles wirkte 5o Jahre zurückgedreht, nur ein bißchen

schmutziger.

 

Ober ihnen thronte die alte Burg.

Sie parkten den Wagen im Hof eines Privathauses. Dino hatte alles

organisiert.

 

56

 

 

 

"Miei studenti ! km, krm

Cantare e´ molto dificile ! Ma io sono L a u r i P. V o l p i ......

il grandissimo tenore".

 

"Ed io voglio mostrare, come si canta !"

"Sempre la posizione alta, e non dimentica il "shakra"."

 

Lauri stellte sich vor seinen Schülern in Position,

und zeigte ihnen den hohen Stimmsitz und das Singen

in der Maske.

Dann räusperte er sich und begann.

 

 

 

`V i d e o m a r e quante b e l l o , dada di da dada di di

 

n u p r o f u m o a c c u s s i f i n o, dada da da da da dadat.`

 

 

 

Andächtiges Schweigen.

 

Lauri ist in Geberlaune und schwingt sich zur "Endkadenz"

hoch.

 

Alles wartet gespannt, ob er "Gicksen" wird.

Doch Lauri ist in Form, und sein hohes "H" läßt die Fensterscheiben

klirren und die Glaslüster vibrieren.

 

Die Menge tobt.

"Bravi Maestro, bravi ! Ancora una volta."

 

 

 

 

 

 

 

 

57

 

 

 

rien ne va plus - nichts geht mehr .

 

 

Die Steinmauern kamen immer näher. Der Platz zum Atmen

wurde kleiner und kleiner.

Bald würden ihm die Steinplatten den Brustkorb und dann

den Schädel zermalmen.

 

Und kein Hahn würde nach ihm krähen.

 

"Das ist das Letzte. Unter Ausschluß der Öffentlichkeit."

 

Seine Schreie würden ungehört verhallen.

 

Er lag auf einer quadratischen Betonplatte, der momentan letzten

von 40, in einer Reihe von 5000.

Der Hauptkran legte automatisch 100 aufeinander. Geordnet

in 10 Reihen.

Emotionslos, fast gemütlich fuhr die Maschine die Reihen ab,

und legte Platte auf Platte.

 

Bald war W`s Uhr abgelaufen.

Reihe 5, Platte 41, festgezurrt wie ein Postpaket.

 

Dabei hatte die Fahrt nach Gratislawa noch vielversprechend

begonnen.

 

Vor der Grenze.

 

W. war umsichtig gewesen, hatte alles genau mit Dino besprochen,

um nur ja nichts dem Zufall zu überlassen.

 

`Man war ja clever.`

 

Trotzdem war ihm klar, daß er hier in einer überdimensionalen

Pokerrunde mitspielte, und das Schiksal konnte jeden

Mitspieler zermalmen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Oder auch begünstigen.

 

 

58

 

 

 

"Achtung, Achtung meine Herrschaften, treten Sie zurück und

seien Sie leise. Das Glück ist blind, aber nicht taub."

 

 

 

Das Wichtigste bei dem `Coup` würde sein, für alle anderen,

wie Jimmy Joel zu wirken. Deshalb hatte W. vor der Abfahrt

noch mit Melanie sein "Amerikanisch" geübt.

Der zweite Punkt war, so schnell wie möglich lebend aus Bratislawa

rauszukommen, nach der Kofferübergabe.

 

Aber die Slowakei war unberechenbar. Alles war möglich.

 

Ost- und Westmafia schüttelten sich hier die Hände.

Durchgestylte Waffenhändler trafen sich mit `Mudaidiin`.

Wirtschaftsanwälte speisten mit `Geheimdienstlern`, und

das einfache Volk war arm.

Der Wirtschaftsaufschwung begann erst, jeder kämpfte

ums Überleben.

G e l d , vor allem Westwährung war das was zählte.

Eine Kinderniere da, ein tragbarer Atomsprengkopf dort,

und der Rubel rollte.

 

Mit einem Wort, ein Mensch war schneller verschwunden,

als ein Auto, und die Kfz-Diebstahlsquote war laut

Interpol höher als in Rußland.

 

 

 

 

Die Betonplatte senkte sich langsam, aber stetig.

 

"Das war`s dann", dachte er sich.

 

Mit seiner ganzen Kraft bäumte er sich dagegen, aber die

Seile lächelten nicht einmal darüber.

Aus purer Not begann W. zu singen.

Zuerst hohe Mittellage, dann die ganz hohe Quint bis C., schrill

und in Todesnot.

 

59

 

 

Er begann mit Mozart, "Belmonte", und war gerade bei Verdis

"Celeste Aida" angekommen, als das Licht anging.

Fünf Zentimeter vor seinem Gesicht kam die Betonplatte

zum Stehen.Er war in Schweiß gebadet, kurz davor sich zu

übergeben.

 

 

"Halleluja......Halleluja........., die Posaunen jubilierten, dann

kam ...........I`m free.......dadadada dadadadat..............Roger Daltrey

schrie sich die Freiheit aus der Seele. W. fühlte sich

gerettet.

 

Die Silhouette der Burg ragte düster in den Nachthimmel,

und das Wasser des Flußes war schwarz wie das Pech des Teufels.

 

 

 

 

 

"La.....a.....a.....a....a.....a......a,....we.....e.....e....e....e....e.....e."

 

"Na-a-a---a-a-a---a-a-a----a-a-a---a-a-a---a-a-a-

 

-----a-a-a----a-a-a".

 

 

"LuiLuiluiluilu"........................."La......aamo-o-o-o-o-o-o-or".

 

"Wochenendund Sonnenschein-unddannmitdirimWaldallein"

 

 

Im ehemaligen k.&k Opernhaus herrschte Hochbetrieb.

Heute sollte das Finale des "LauriVolpi-Belcanto-Wettbewerbs"

stattfinden.

Alles war ausverkauft. Hunderte junge Sänger hatten genannt,

und heute war die entscheidende Endrunde.

In der Jury saß die `creme de la creme` der Opernwelt.

 

 

 

60

 

 

Jedes Einsingzimmer war besetzt. Die Sänger trafen letzte

Vorbereitungen, sangen die Stimme warm, und vergegenwärtigten

sich noch ihre Arien.

 

Das größte Problem sind immer die Nerven, und je näher der

Auftritt kommt, desto höher wird die Anspannung.

 

Ein serbokroatischer Teilnehmer, Tenor, stand in der Gaderobe

vor dem Spiegel.

 

"Stimme, komm raus du Hund...........komm vorne "!

Verzweiflung hatte ihn gepackt.

 

Im Orchestergraben richteten sich die Musiker ihre Pulte

ein. Der Konzertmeister ging noch einmal die Partitur

durch, bevor der Dirigent kam.

 

Niemand achtete auf den kleinen Koffer hinter den Pauken.

 

 

Ein bekannter Fernsehmoderator ließ sich noch fertig schminken,

und eröffnete dann, jovial lächelnd :

 

"Einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren.

Ich begrüße Sie hier aus der alten Oper Bratislawa.

In wenigen Minuten beginnt das Finale des wichtigsten

Opernwettbewerbs der Jetztzeit.

 

Erstklassige Teilnehmer, die slowakische Philharmonie

und am Pult Rubin Senta garantieren ein Opernerlebnis

der Sonderklasse.

 

Wir schalten zurück ins Studio und melden uns um

ca. 20/05."

 

 

 

 

 

 

 

61

 

Der Oberpfleger absolvierte seinen Kontrollgang. Alles war

ruhig, die Patienten schliefen.

 

Plötzlich hörte er aus der Teeküche die Stimme seines Kollegen.

 

"Schurl, Schurl ! Komm schnöll, grod ham`s im Radio durchgsagt,

da Joel is o`tretn, toat........................Jo, in an slowakischen Betonwerk

zerquetscht. Na was`t eh, der Ameriganer, der so lang bei uns war.

.......Jo, sie sog`n a Unfall oda Selbstmoard, wal a bei uns wor in da

Psych, und a manische Depression g`hobt hot."

"Do legst di nida wos ? Des Leb`n is a Wahnsinn, und mit dem

hamma no Kortn gspült vor a poar Wochn. Wülst no an Kaffee,

ganz frisch ? Jetzt bin i gonz aufdraht, komm schau ma uns

im Fernseher den neichn KOTTAN an, des beruhigt mi vieleicht."

 

 

 

 

W. war noch ganz mit sich und den `Who` beschäftigt, als ein

halbvermummtes Gesicht ihn anstierte.

W.`s Herz rutschte schon wieder in die Hosen.

Ein schwarzes Augenpaar funkelte ihn an. Das Gesicht

eingehüllt in ein rotweißes Palästinensertuch,

mit einer spitzen Habichtsnase, war eindeutig arabisch.

Er wurde losgebunden und heruntergezerrt.

 

"Wo Rakete, wo ?"

 

Mordlustig musterte ihn der Anführer der Gruppe.

W´s Gedanken rasten. Geld oder Leben ? Er entschied sich für

Leben, und wußte, es gab keine Garantie, aber eine gute

Chance für ihn. Denn ins Opernhaus Bratislawa würden auch

diese wilden `Mudaidiin` nicht einfach hineinstürmen wie im Krieg.

Sie würden jemand unauffälligen, Neutralen brauchen um den

Koffer zu holen. Am besten einen Sänger, so wie ihn.

Heute war der große Gesangswettbewerb.

 

"Im Opernhaus..........opera-house, Bratislawa."

 

"Opperrhass ? Inschala, rachmdudli, effendi, grrrr."

Tödlicher Haß schlug ihm entgegen.

 

62

 

 

Gerade gerettet und schon wieder in der Scheiße.

 

"Aaaaaah."

 

Ein Gewehrkolbenschlag in die Nieren, ließ ihn hinknien.

 

"In der Oper, in der Oper, ihr Schwachköpfe. Ich bring euch

hin. Jetzt sofort. Oper, versteht ihr ? La-la-la-la-la-la-la.

Singen in Bratislawa........."

 

"Ah, sinngänn........Volkär chörrt di Schinalä, aff stumm

läzen Kefechhhht...........", die Internationale auf Arabisch, praktisch.

 

"Endlich, der eine hat`s geschnallt", dachte W.

 

"Ja, ja singen, im Opernhaus."

 

Wieder glotzten sie ihn an.

 

"In großem H a u s. Viele singen heute. Dort ist der Koffer !"

 

"Ha uuu-s?"

 

"Ja, Gebäude, groß, mit vielen Menschen, in der Stadt,

in Bratislawa."

 

"Ah Bratislawa", begriff die Habichtsnase.

"In Bratislawa fiele Mänschän".

 

"Kommt ins Auto, ich führe euch."

 

Fünf Minuten später saßen sie in einem Kleinbus und fuhren

auf der Schnellstraße Richtung Stadt.

 

W. saß eingequetscht mit vier Arabern in einem Bus, und versuchte

mit Händen und Füssen und allem zu erklären, wo denn der Koffer sei.

 

 

 

 

 

63

 

"Ja, ja Brott !"

"Nein, Sie können das Brot nicht essen. Es ist tiefgekühlt und

ein anderes hab` ich nicht mehr."

 

Die U-Bahnstation Praterstern war hektisch und überfüllt.

Vor der Onker-Bäckerei war ein Auflauf von Menschen.

Der anscheinend Ortsunkundige gestikulierte mit den

Händen."Ja, ja Brott....."

 

"Nein, ich hab`s schon gesagt, dieses Brot ist tiefgefroren.

Das können Sie nicht kaufen. Und jetzt gengan`s weida, ich hab`

noch Kundschaft wie Sie sehen."

 

"Warrum ich nicht Brott ?......."

 

Der Bäcker schüttelte resignierend den Kopf, blickte kurz

zum Himmel auf, und wandte sich an den nächsten Kunden.

 

Joel beobachtete die Szene, sah sich aber auch nach den

Ein- und Ausgängen um. Er fühlte sich wie immer verfolgt,

wollte das Geschäft jetzt endlich abschließen.

Den Koffer hatte er in der Hand.

 

Es war wie im Film, nur `live`.

Zu viert kamen sie auf ihn zu, pfiffen den `Dritten Mann`Blues,

und zogen die Schlinge immer enger.

 

Joel blieb nichts, außer laut zu schreien.

"Hilfe ! Helft mir, die wollen mich töten."

 

Niemand nahm Notiz davon. Bevor sie ihn hatten, warf er

den Koffer in großem Bogen auf eine Rolltreppe, die abwärts

fuhr, und eine glückliche Fügung spielte das Objekt der Begierde

in W.`s Hände.

 

 

 

 

Patsch.

"Ahh".

Verschwommen nahm Joel, die Umrisse seines Peinigers wahr.

 

64

 

 

George grinste ihn an.

"Glück gehabt, was ? Home, sweet home. Sie sind wieder

zu Hause, bei Papi, in good old Amerika. Aber keine Sorge,

Sie haben Glück, Vater Staat braucht Sie. So gesehen, haben

Sie ausgesorgt."

 

Joel verstand nur Bahnhof und beschloß sicherheitshalber

wieder einzuschlafen.

 

 

Schnitt

 

Das Festival ging schon Richtung Finale, die besten Interpreten

wurden jetzt erwartet. Das Orchester intonierte Puccini, und

Lauri Pe. Volpi betrat die Bühne. Mit `Lucevan le stelle` wollte

er den Bewerb für sich entscheiden.

 

Mit schmachtendem Piano begann er die Arie, das Publikum

wartete gespannt, während W. , gefolgt von einem grimmigen

Araber, versuchte über die Unterbühne zum Orchestergraben

und zum Koffer zu gelangen.

 

Gleichzeitig dachte er fieberhaft nach, wie er seinen

Bewacher abschütteln und fliehen könnte.

 

Eigentlich war die Situation der `Entführung aus dem Serail`

ähnlich, und W. fühlte sich auch so. Einen besseren `Osmin`,

als den Typen hinter sich konnte er sich nicht vorstellen.

 

 

"Ha, wie will ich triumphieren, wenn sie euch zum Richtplatz

führen, und die Köpfe schlagen ab, und die Köpfe schlagen ab."

 

 

Er hörte den genialen Mozart, und die Musik gab ihm Kraft.

 

Seitlich sah er ein Podest, das für die Königin der Nacht gedacht war.

 

"Ich schick` den Typ bis in den Himmel, oder zumindest auf die Bühne,

wenn ich den Koffer hab` . Dann hat er genug zu tun."

 

65

 

Gesagt, getan !

 

Als er sich jedoch vorsichtig zu den Pauken vorgetastet hatte,

um den Koffer an sich zu ziehen, hatte der andere auch schon

die Hand am Griff. Also umdisponieren.

 

Am Rückweg gab er seinem Widersacher einen Stoß und drückte

den Knopf für `Auffahrt`.

 

Gestikulierend fuhr dieser in die Höhe, und stoppte erst drei

Meter über Lauri P. Volpi, der gerade `io muoio disperato`

zum besten gab.

 

Das Publikum, zuerst leicht verwirrt, klatschte und tobte,

weil es das Ganze für einen Bühnengag hielt.

 

W. rannte über die Unterbühne zur Kantine und versteckte

sich auf der Toilette, bis die Aufregung vorbei war.

Dann verließ er das Opernhaus durch den Künstlerausgang.

 

Dem Tüchtigen hilft das Glück, oder so ähnlich.

 

 

 

IX. Epilog

 

"Mamma", quengel, "ich will aber jetzt Schokopops ! Jetzt,

jetzt, jetzt".

"Marlene, das Mittagessen ist gleich fertig. Nachher kannst Du

Schokopops haben."

 

"Uääääh, ich will aber jetzt. Nie lasst du mich vorher essen.

Immer muß ich warten. Immer, immer, buh-hu-hu."

 

Der Ton wird schärfer und quengeliger.

 

"Marlene ! Hör` sofort auf jetzt !! Mamma hat Wichtigeres zu tun.

Ich muß das Essen fertig machen."

 

"Hört ihr jetzt bitte auf", brüllte W. aus dem Schlafzimmer.

"Ich muß mich einsingen. Kommt man hier nie zur Ruhe ?"

 

66

 

 

"Ja sing` dich ein, und hau ab. Ich kann dich heute nicht mehr

seh`n. Ausser ein bißchen singen, kannst Du sowieso nichts!"

 

Marlene heulte, und Melanie stand in der Küche und rührte in

dem Topf.

"Scheißtypen. Lieb` schauen und vögeln, sonst können die ja

nichts........... Männer."

 

 

 

"Das macht sie absichtlich. Immer, wenn ich einen wichtigen Termin

habe. Ich muß ja nur das Geld verdienen. Kleinigkeit.

Irgendwann, wenn die Kinder groß sind, hau ich ab," sagte

sich W. in solchen Stimmungen.

Aus der Serie: Situationen, die Sie nie erleben wollen.

 

Während der Anfahrt übergab er sich fast. Die Probebühnen

lagen weit weg vom Zentrum, trotzdem gab es keine Parkplätze.

Eine österreichische Lösung.

 

"In fünf Minuten muß ich dort sein. Alle in Trainingskleidung.

Von 10 bis 15/30 und von 19/30 bis 22 Uhr. Täglich

außer Sonn- und Feiertag. Und kein Ende in Sicht. Er wird

die Premiere sicher um fünf Wochen verschieben, sicher".

 

 

Rhytmisch bewegten sich die Körper.

"Mmmh, Herr, Herr Michelhofer, nicht hoppeln. Schön hoch das

Bein."

"Und ddda drüben ? Vollkommen alternativ. Jetzt mal Bühnen-

haltung ! Das müssen wir mmmm...mindestens

40 Minuten durchhalten."

 

Arschloch

 

"Herrr Neef, ich bitt` Sie, wozu machen wir das so lange ?"

feixte W. "Wir haben das doch drauf".

 

"Draufhaben, draufhaben. Und dann machen wieder alle schlapp,

ich kenn das. Kein einziger Künstler hier, der sich seiner

 

67

 

Aufgabe widmet und sich hineinversetzt.

Alles Schrott, wie Bleienten. Jetzt is` 11/40 und Probe,

kein Bahnhofslokal. Jede Putzfrau arbeitet mehr."

 

Schweigen

 

"Essen ? Ich ess`ja auch nichts. Da nimmt man sich eben ein

paar Brotkrumen und eine Flasche Wasser mit, und das war`s

dann."

 

Die meisten der Truppe wiegten sich wie Tiger hin und her, und hielten

die Köpfe nach unten.

 

"Ich halt` das nicht mehr aus. Ich geh` zur Post. Endgültig."

In W.`s Kopf surrte es

 

"Der Typ", er meinte Neef, "is` so genial, und dann macht er so

eine Scheiße. Immer Gruppentherapie, das braucht er. Nicht

einfach Kunst machen, daß den Leuten der Unterkiefer herunterhängt,

das ist ihm zuwenig. Oder nicht wichtig genug."

 

"Hätt` ich nur was anderes gelernt, oder wär` ich in Bratislawa

geblieben," resümierte W., und hob den Fuß im Rhytmus.

 

 

 

 

 

Tüt, tüt, tüt

 

"Hier spricht das Arbeitsmarkt Service, wir sind um ihr Anliegen

bemüht. Legen Sie nicht auf, nach Freiwerden einer Leitung werden

Sie sofort weitervermittelt."

 

"Kann jeder sagen, das geht schon vier Minuten so".

 

Endlich

 

"Ja, Arbeitsmarkt Versicherungsservice, Vermittlung,

Frau Spinndler. Guten Tag."

 

 

68

 

 

 

"Grüß Gott hier Michelteuer. Ich hab` vor drei Wochen meinen

Arbeitslosenanspruch eingereicht, und habe jetzt den Bescheid

bekommen, daß mir 16,50 täglich zustehn. Ich war sechs Jahre

engagiert jetzt, mit verschiedenen Verträgen, am gleichen

Haus, und hab` zwei Kinder. Das ist unmöglich."

 

"Wie heißt ihre Versicherungsnummer ?", erkundigte sich

gewissenhaft Frau Spinndler.

 

"6796/04/10/64".

 

"Ich verbinde".

 

"Hier Frau Fessel, AMS-Wien 9."

 

"Ja Frau Fessel. hier Michelteuer, ich hab`den Bescheid heut`

bekommen. Das kommt mir so wenig vor. Ist das schon mit

Kinderzulagen ?"

 

"Sie waren in den Monaten 1 - 6 , 98 als Bundesbediensteter

angemeldet und bekommen nur für die Monate 7 - 12 , 98

Arbeitslose."

 

"Frau Fessel, Frau Fessel, ich bin kein Beamter, ich bin

Sänger, S ä n g e r mit Schauspielverpflichtung allenfalls",

W. glühte vor Zorn.

 

"In den Statuten steht eindeutig, daß Bundesbedienstete

keine Arbeitslosenversicherung einzahlen, und deswegen

konnten wir das nicht zur Berechnungsgrundlage

heranziehen", bemerkte Frau Fessel intelligent.

 

W. ahnte die Kastastrope der Verwechslung und blieb

kurz sprachlos.

 

 

dann

 

 

 

69

 

 

"Frau Fensterl, äh Frau Fessel, ich hab`eine Frau und zwei

Kinder, ich wär` gern Beamter. Aber ich bin`s nicht.

Ich war nur bei der CVA versichert, mehr nicht."

 

"Dann brauch` ich nur eine Gehaltsbestätigung von ihrem

Dienstgeber, für Jänner bis August 98."

 

"Gut", feixte W. , "dann eben zum 1000sten Mal."

 

2 Minuten später

 

"Ja Frau Sarata, ich bekomme jetzt einen Bettel vom Arbeitsamt,

weil Sie die falsche Abrechnung hingeschickt haben."

 

"Versuchen Sie`s doch bei der CVA, die haben auch alle Unterlagen."

Wir sind nur zu dritt hier, alle anderen sind auf Urlaub."

 

"Scheisse", dachte W., "die will mich nur loswerd`n."

"Sind Sie sicher ?"

 

"Ganz sicher, eine andere Kollegin von Ihnen hat ähnliche

Probleme gehabt, und die haben ihr geholfen. Rufen Sie nur an"!

 

W. wollte schon mit dem Götzzitat à la Wien (Gengan`s scheiß`n)

retournieren, konnte sich dann doch im Zaum halten, und

bedankte sich betont liebenswürdig für den Tip.

 

"Diese Schweine machen immer was sie wollen, und putzen sich ab."

 

Das Telefonat mit der CVA brachte wie erwartet nichts, ausser

daß das W. das Gefühl hatte, er sei übergeschnappt.

 

Nach drei weiteren Telefonaten mit dem Arbeitsamt und Frau

Sarata hatte er es dann geschafft.

Er lehnte sich zurück und trank ein Ottakringer.

 

"The long and winding road, which n e v e r disapears....."

 

"Warum bin immer ich, bei der `Looser`-Partie ?"

 

 

70

 

Aber das Glück hilft manchmal doch, und

Joel war jetzt `President of USA`. Tatsache.

Und W. ist wieder glücklich in Wien angekommen.

Auch das gibt`s.

 

Melanie bekam eine Abschlagszahlung in Millionenhöhe und

war finanziell gerettet.

 

Oberschwester Maria gibt`s auch noch, und der Klinikchef,

der b ö s e , ist leider übergeschnappt.

 

Die `agent oranges` suchen weiter und schnüffeln wie Hunde.

Meistens bis an ihr Lebensende. Auch das ist eine gerechte

Strafe.

 

Valentin und Marlene sind lieb, geliebt, und lästig.

In der Stadt stinkt`s weiter, weil alle Idioten, inklusive

W., mit ihrer `Krax`n` fahren, und wie gesagt, das stinkt.

 

Melitta hat sich leider geopfert,-das obligatorische Opfer,

für die Götter, oder was?-bekam eine heimtückische Krankheit,

und wiegt nur mehr 45 Kilo.

 

Neef, ist der Beste, bleibt der Beste. Ich liebe ihn, auch wenn

er total nervt.

Die Oper lebt noch, und W. singt, irgendwie, und das ist richtig.

Er muß singen.

 

Alle Ähnlichkeiten mit Personen etc. sind erwünscht und lustig,

Und Dank, großen Dank an alle, die bis zum Schluß durchgehalten

haben. Bis zur letzten Zeile, mein` ich, das ist mir unverständlich.

Wien bleibt Wien, und ich schließe mit:

 

doo doo dooo doo doo

dodododo doo doo doo do do, do do do dot do.......Harley came from

Miami F.L.A. hitch hiked his way across the U.S.A, he said :

 

H E Y B A B Y T A K E A W A L K O N T H E W I L D S I D E

c o u l e r e d g ir l s : doo, doo, do do do dodododo dooo.

 

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